Am Brenner scheiden sich die Geister – zur Solidaritätsaktion von Pax Christi am Brenner am 4. Juni 2016

Der Brenner ist geographisch ein besonderer Ort. Wasserscheide. Am Brenner scheiden sich die Gewässer. Die Sill fließt nach Norden und mit ihr die vielen Bäche und Bächlein, dann in den Inn und die Donau und dann Schwarzes Meer. Die Eisack fließt in den Süden, dann Etsch und dann Mittelmeer. Am Brenner scheiden sich in diese Wochen nicht nur Gewässer, sondern auch die Geister.

Der eine Geist will auch am Brenner eine Grenze, die Flüchtlingen eine Weiterfahrt verwehrt, will Soldaten, die abhalten, aufgreifen, zurückweisen, will Obergrenzen exekutieren. Der andere Geist jedoch will Flüchtlingen das Recht auf Asyl und ein faires Asylverfahren nicht vorenthalten, will eine Grenze, die zum Symbol für eine Willkommenskultur werden kann. Diese Seite will, dass Flüchtlinge in Europa gerecht verteilt werden. Der Brenner könnte aus praktischen Gründen ein Ort dafür sein. Humanes Grenzmanagement würde es ermöglichen, dass Flüchtlinge nicht einfach weiter gewunken , sondern im Sinne des Menschenrechts auf Asyl aufgenommen werden.

Die Kirchen haben sich für diesen Geist geöffnet. Das wurde einmal mehr bei jenem Treffen sicht- und hörbar, das am 4. Juni in der Pfarrkirche St. Valentin am Brenner stattgefunden hat.  An die 100 Mitglieder von Pax Christi Italien und Österreich drückten ihre Solidarität mit den Flüchtlingen mit Worten, in Gesten und im Gebet aus. Gefordert wurde unter anderem die Aufhebung der Dublin-Verordnung. Klar abgelehnt wurde eine militärische Flüchtlingsabwehr. Kriegsvorbereitungen – wie Waffenhandel – und Kriege müssten beendet werden, um so die primäre Ursache für Flüchtlingsbewegungen anzupacken.

Beim ökumenischen Gottesdienst wurden zwei starke Symbole gewählt. Während der Lesungen wurde im Hintergrund aus Steinen eine Brücke gebaut. Während einer Litanei wurden Blumen auf einen Stacheldraht geheftet. Damit wurde das Motto dieses Treffens verdichtet:  Aus Steinen Brücken bauen und nicht Mauern.

Klaus Heidegger, 4.6.2016

Kommentare

  1. Schön, über diese Aktion zu lesen. The waters divide atop mighty mountains, where God’s presence has been felt for generations in varied traditions. That Spirit is among those of you working to return Brenner to its historical role as a place of passage between lands.

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