Widerspenstige Wir-Gedanken und Wir-Gefühle auf der Autobahn

Diesmal darf ich von einem Wir-Erleben schreiben, weil ich solches dachte und fühlte. Wir – das waren am 14.6.2024 über 3000 Menschen. Die Polizei zählte nur 2000. Ich fühlte Tausende. Fridays for Future hatte zur „Radldemo auf der Autobahn“ aufgerufen. Treffpunkt war der Platz vor dem Landestheater mit einer Kundgebung. Viele fühlten das Wir. Viele teilten die Gedanken der Rednerinnen und Redner, die von „Klimagerechtigkeit“ sprachen oder von der Ignoranz und Dummheit jener, die einer „Mobilitätswende“ im Wege stehen. Stärker als die bekannten Worte war aber die Symbolik. Für kurze Zeit zumindest waren an diesem Freitagnachmittag einige der Hauptverkehrsstraßen nicht voller stinkend-lärmend-aggressiver Autos. Radfahrende hatten sich die Stadt zurückerobert und für kurze Zeit einen winzigen Abschnitt sogar die Inntalautobahn. Das Wir war so groß, dass es immer wieder zu einem Stillstand kam. Öfters wohl schob ich mein Rad auf der Runde durch die Stadt, als dass ich fahren konnte. Das Street Noise Orchestra sorgte einmal mehr für eine befreiend widerständische Musik.

Gegen dieses Öko-Wir positionierte sich einmal mehr die ÖVP. Landesrätin Astrid Mair zog die Populismuskarte und meinte, dass diese Demo letztlich den Klimaschutz konterkariere, weil sie zu „Unverständnis und Unmut“ in der Bevölkerung führe. Ähnlich populistisch war der VP-Wirtschaftslandesrat Mario Gerber unterwegs. Es sei „inakzeptabel, wenn die Bevölkerung mit Staus und Verzögerungen“ konfrontiert würde. Andererseits aber war das zustimmende Signal seitens der SPÖ umso ermutigender. Die Innsbrucker Vizebürgermeisterin nahm selbst an der Demo teil und der zuständige Verkehrslandesrat der SPÖ, Rene Zumtobel, zeigte in einer Stellungnahme seine Unterstützung für die Anliegen der Demonstration.

Das Wir der Menschen, die für kurze Zeit dem Verkehrswahn ein Stoppschild hinhielten, die mit ihren Rädern die Alternative einer anderen Mobilität aufzeigten, weiß jedenfalls, wo ihre politischen Gegner zu finden sind. Wenn es gilt, die schlimmsten Folgen der Erdererhitzung noch in den Griff zu bekommen, dann braucht es die individuellen alltäglichen Schritte der ökologischen Achtsamkeit aber zugleich auch die großen politischen Maßnahmen, die weder von der Klimaleugner-Fraktion der Freiheitlichen noch von der APÖ – Autopartei-Österreich – in Gestalt der ÖVP kommen werden.

Klaus Heidegger, 15.6.2024

Kommentare

  1. ich finds immer ganz super, wenn die, die keinen klimaschutz umsetzen können & wollen, ganz genau wissen, welche politischen aktionen dem klimaschutz schaden. tsss!
    ja, die demo hat für ein wir-gefühl sehr viel getan; und dieses wir-gefühl ist auch sehr wichtig: neben aller argumentation & aufklärung
    michael b.

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