Müsste ich wählen, welches Nationalteam bei der Fußball-EM gewinnt, so wäre es wohl zunächst die Mannschaft mit ihrem Kapitän Mbappé gewesen. Die multikulturelle „Equipe tricolore“ symbolisiert für mich ein Land, in dem Menschen aus unterschiedlichen Zugängen ein erfolgreiches Team bilden können. Sie sind die Antithese zu den Wahlerfolgen der rechtsradikalen Parteien. Anders als es zu Beginn der EM der rot-weiß-roten Teamkapitän getan hat, haben sich die französischen Spieler auch politisch klar positioniert. Der Stürmer Marcus Thuram sagte: „Die Situation in Frankreich ist traurig, sie ist ernst. Das ist die traurige Realität unserer Gesellschaft.“ Ousmane Dembele rief seine Landsleute zum Urnengang auf: „Wir müssen die Leute dazu bewegen, zur Wahl zu gehen“, sagte der Offensivspieler von Paris Saint-Germain. „Ich denke, dass in Bezug auf die Situation in Frankreich die Alarmglocken schrillen.“ Und Mbappé: „Ich bin gegen Extremisten und Extreme. Ich möchte nicht in einem Land leben, das nicht unseren Werten entspricht.“
Ralf Rangnick, der Trainer der österreichischen Nationalmannschaft und Freund von Mbappé, hat sich inzwischen ausdrücklich auf seine politische Seite gestellt und vor dem Erstarken des Rechtsextremismus in Europa gewarnt. In einem ORF-Interview meinte er: „Gerade die Geschichte unserer beiden Länder, Österreich und Deutschland, in den letzten 100 Jahren sollte uns eigentlich Lehre genug sein. Wenn man nach diesen 100 Jahren immer noch nicht verstanden hat, was uns regelmäßig ins Verderben geführt hat und wirklich zu den schlimmsten Verwerfungen geführt hat, die man sich vorstellen kann – dem kann man wirklich nicht mehr helfen. … Man kann nicht mehr sagen: Sport und Politik haben nichts miteinander zu tun. … Gerade auf diesem rechten Auge müssen wir sehr wachsam sein und sehr, sehr aufpassen. Und die Entwicklungen, die gerade in beiden Ländern diesbezüglich stattfinden, die kann man nicht wirklich gutheißen.“
Nach solchen Worten kann ich aber nun wohl wieder auch dem österreichischen Team alles Gute wünschen. Sport hat für mich eben immer auch mit Politik zu tun: Gerade jetzt, wo sich ein neues rechtspopulistisches Patriotenbündnis in der EU rund um Kickl formiert und der RN bei den französischen Parlamentswahlen zur stärksten Kraft geworden ist.
Klaus Heidegger
(Bild: einer meiner Lieblingsausblicke nach einem Trainingslauf auf die Seegrube mit Politgedanken im Kopf)
Auch ich bin stolz auf solche Sportler! Vorbilder!