Planet Erde hat Fieber

Ein Sommerbild zu Beginn
GroßerSee-kleinEin Bergsee, den ich seit meinen Kindheitstagen kenne. Er heißt einfach: „Großer See“. Nicht viele Menschen kommen dort hinauf. Da gibt es keinen Modeberg ringsherum, keine Aufstiegshilfe, um diese Höhe von 2450 Meter zu erreichen. Eigentlich ist es ein Gletschersee. Oder besser: War es. Im Hintergrund ist der Pfroslkopf, die zweithöchste Erhebung im Glockturmkamm. Während ich mich in diesem See erfrische, denke ich zurück: Noch als Jugendlicher konnte ich selbst im Sommer von der Spitze des Gipfels fast bis zum Wandfuß über den Firn hinunter rutschen. Weiß hatte sich dieser Gipfel im Großen See gespiegelt. 30 Jahre später. Der Schnee ist weitgehend verschwunden.
Rekordhitze und Klimaveränderung hängen zusammen
Das Juliwetter in unserem Land könnte für alle Hiesigen als individuelle Erfahrung der globalen Klimaveränderung gewertet werden. Laut Aufzeichnungen liegt dieser Juli in unseren Breiten um 3,4 bis 4 Grad über dem langjährigen Mittel. Es ist der heißeste Juli seit der Messgeschichte. In Italien droht eine Rekorddürre. Der Pegel des Po liegt 7,3 Meter unter dem Normalwert.
Um gleich der ersten Kritik der Klimaveränderungsverharmloser zu entgegnen: Ich weiß, dass Wetterphänomene und Klimaveränderung nicht ident sind, und dennoch ist offensichtlich: Die Rekordhitze der letzten Wochen in weiten Teilen Europas hat mit Klimaveränderung zu tun. Die Experten lassen auch keinen Zweifel daran, dass die Wetterextreme Folgen der Klimaveränderung sind: „Solche Sommer werden in Zukunft die Normalität. Höchstwerte von 35 bis 40 Grad sind bald keine Ausnahme mehr.“ So lautet eine wissenschaftlich fundierte Aussage. Das Temperaturniveau in Österreich hat sich seit Mitte der 80er-Jahre um bis zu zwei Grad Celsius erhöht.
Urlaubszeit mit großem ökologischen Fußabdruck
Im kollektiven Verhalten der Massen spiegeln solche Aussagen keine Rolle. Auf den Autobahnen und Durchzugsstraßen rollen Autokolonnen; auf den Flughäfen finden Starts und Landungen im Minutentakt statt. MAN denkt nicht daran, dass MAN dabei selbst dem Klima ordentlich einheizt. Man denkt nicht an die Treibhausgase und an Kohlendioxidemissionen. Auf den Flugtickets stehen keine Warnhinweise „mit diesem Flug tragen sie zum Klimawandel bei“. Gerade bei Urlaubsfahrten wird meist ein ohnehin schon abgestumpftes oder ungebildetes ökologisches Gewissen bei Seite geschoben. Da beginnen dann die Selbstrechtfertigungen bei jenen, die überhaupt ökologisch denken und fühlen: Diese und jene Fahrt diene doch auch der Bildung – so als würde man an bestimmte Orte nicht auch mit öffentlichen Verkehrsmittel kommen. Es wird über die LOHAS geschrieben, über Menschen mit einem „Lifestyle of Health and Sustainability“, die an ihren Urlaubsorten auf gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit achten würden. Davor allerdings findet sich wenig Nachhaltigkeit, wenn sie 1000 und mehr Kilometer mit dem Auto oder eine Flugreise hinter sich haben. Man denkt, sich doch einmal im Jahr etwas Gutes gönnen zu dürfen, habe es schließlich verdient, und man fliege ja sonst nie und fahre auch nach Möglichkeit während des übrigen Jahres nicht so oft mit dem Auto, und außerdem komme es doch schließlich nicht auf mich unbedingt an, und …
Ein nachhaltiger Urlaub
Gerade der Sommer und der Urlaub bzw. die Ferien böten Zeiten und Räume für einen individuellen nachhaltigen Lebensstil. Da muss man nicht möglichst schnell an ferne Orte eilen, sondern kann die Schätze vor Ort entdecken oder sich Zeit nehmen, um entlegenere Orte aufzusuchen. Da kann man ausprobieren, wie man mit weniger statt mit immer mehr leben kann.
Jeder und jede ist herausgefordert, nicht darauf zu warten, bis die Mächtigen in der Politik, die Regierenden und die Abgeordneten, die Staatskanzleien und Parlamente endlich einmal ernst machen mit dem Klimaschutz. Diese werden erst entsprechend auf den Druck ihrer Bürger und Bürgerinnen reagieren, um wirklich effiziente Maßnahmen zu beschließen. Wenn wir die Verantwortung auf die Politik der Herrschenden abschieben, dann sind wir verloren. Umgekehrt wiederum werden politische Verantwortungsträger und –trägerinnen auf den Druck und das Verhalten der Bürger und Bürerinnen entsprechend reagieren. Für uns Individuen ist nicht die Zeit, um darauf zu warten, dass die Weltklimakonferenz in Paris Ende November 2015 zum Erfolg wird. „Be the change you want to see in the world…“, das ist jenes ökologische Mantra, das wir von Mahatma Gandhi übernehmen könnten.
Klaus Heidegger, 23.7.2015
am Fest der Hl. Birgitta von Schweden, Patronin von Europa

Kommentare

  1. Lieber Klaus, gratuliere herzlich zu diesen Worten und kann nur sagen, dassdu recht hast. Liebe Grüße, Maria

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