Widerwärtige Politshow von HC Strache als ORF-Sommergespräch
Wieder bot der ORF dem FPÖ-Parteichef Sendezeit, um seine bekannten Diffamierungen, Unterstellungen und Halbwahrheiten unters Volk zu bringen. Die erste Hälfte war geprägt von dem freiheitlichen Stehsatz: Die Ausländer, die Zuwanderung … sie sind schuld an Arbeitslosigkeit, hohen Mieten, schlechten Arbeitsbedingungen etc. HC Strache stellt nicht die Frage, wer die Wirtschaft lenkt. Er spielt das permanente Spiel der Opfer-Täter-Umkehr. Ausländische Arbeitskräfte, die weit unter dem Existenzminimum angestellt werden, sind die Täter – sie nehmen Arbeitsplätze für „Inländer“ weg. „Rechtskräftig“ – ein Lieblingswort Straches in dieser Sendung – zur Abschiebung verurteilte Flüchtlinge sind die Täter, weil sie bei einer Abschiebung andere Fluggäste stören könnten. Strategisch geschickt vermittelt Strache die Botschaft, als sei ein Großteil der Flüchtlinge Wirtschaftsflüchtlinge, die kein Recht hätten, um Asyl anzusuchen. Er untermauert es mit Zahlen: 70 Prozent hätten kein Recht auf Asyl in Österreich. War Strache jemals zu Besuch in Traiskirchen oder einem der Flüchtlingsheime? Liest er keine der täglichen Berichte über die Flüchtlingsschicksale. Flüchtlinge, die Opfer von Krieg, Elend und Hunger sind, werden in Straches Denkschema zu den Tätern. HC Strache stilisiert sich auch selbst als Opfer mit dem kryptischen Hinweis, wie oft er selbst Morddrohungen erhalten würde. Auch hier sind die Täter gleich ausgemacht: Die Gefahr komme von islamischer Seite. Seine Tochter würde wohl nie einen Muslim heiraten, weil sie ja tolerant und freiheitsliebend sei. Auf gemein-sublime Weise wird eine Religionsgemeinschaft attackiert. Zum Höhepunkt der politischen Dummheit zählte die Negation der Tatsache, dass die durch menschliches Tun verursachten Emissionen zu einer massiven Klimaveränderung beitragen. Strache nahm dabei seine Umweltsprecherin Susanne Winter in Schutz, die erst neulich im Parlament mit kruden Thesen den Klimawandel leugnete. Mit Blick auf Kanada stellte Strache nun das Kyoto-Protokoll in Frage, weil es der österreichischen Wirtschaft schade. Dies alles geschieht einige Wochen vor der Klimakonferenz in Paris, geschieht nachdem die Auswirkungen des Klimwandels in Gestalt der Hitzeperioden selbst in Österreich wohl genügend spürbar gewesen sind. Würde Strache den Klimwandel nicht leugnen bzw. verharmlosen, hätte er wohl auch dafür die Ausländer und Flüchtlinge verantwortlich gemacht.
Klaus Heidegger, 18. 8. 2015