Mit einem blauen Auge davongekommen

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Knapp eine Woche nach den Landtags- und Gemeinderatswahlen 2015 in Wien kann mit etwas mehr Nüchternheit das Ergebnis betrachtet werden. Die Redensart „mit einem blauen Auge davongekommen“ eignet sich zur Situationseinschätzung. Zum einen wird damit ausgedrückt, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können. Meine Angst war groß, dass nach den massiven blauen Wahlerfolgen bei den Landtagswahlen im Burgenland, der Steiermark und in Oberösterreich nun auch Wien blau dominiert werden könnte, eine Befürchtung, die durch Umfragen bestätigt worden war, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Häupl und Strache orakelten. Am Wahlabend war ich dann doch erleichtert, dass Häupl mit seiner klaren Politik der Abgrenzung von ausländer- und flüchtlingsfeindlichen Inhalten weiterhin an der Macht sein wird. Nur ein „blaues Auge“ hat aber noch eine zweite Dimension. Im blauen Auge liegt auch die Negativität. Ein Drittel der Wiener und Wienerinnen hat eine Partei gewählt, die sich angesichts der Flüchtlingskrise für eine Schließung der Grenzen und eine Abweisung der Flüchtlinge ausgesprochen hatte, die knapp vor dem Wahlabend Thilo Sarrazin als Galionsfigur ihrer Politik einlud, die einen offensiv islamophoben Stil praktiziert hat und bei der Abgrenzung gegenüber den braunen Rändern fehlt. Das „blaue Auge“ deutet Gewalt und Verletzung an, die nun in der Stadt Wien durch einen Vizebürgermeister Johann Gudenus sichtbar werden. Für seine neue Tätigkeit wird der selbsternannte Repräsentant der „kleinen Leute“ als nicht-amtsführender Vizebürgermeister monatlich 9 500 Euro verdienen. Die Metapher vom „blauen Auge“ passt zu etlichen Äußerungen von Gudenus und passt zu einem Mitglied der schlagenden Verbindung „Vandalia“, der auch der FPÖ-Obmann angehört. Ich erinnere an den Sager von Gudenus bei einer FP-Wahlkampfrede: „Wenn H.-C. Strache den Bundeskanzler stellt (…), dann heißt es bei Bedarf auch Knüppel aus dem Sack. Es kann nicht sein, dass uns solche Menschen in Österreich auf der Nase herumtanzen. Wir müssen ihnen die Tür zeigen. Ab nach Hause, hatsch ma ham nach Pakistan.“ Wenn dieser von Gudenus herbeigesehnte absolute Worst Case eintreten sollte, dann freilich würde die Knüppelpolitik mehr als nur blaue Augen schlagen. Das genannte Zitat von Gudenus passt „wie die Faust auf’s Auge“ zu einem FP-Wahlkampfcomic, in dem Strache als schwertbewaffneter Kreuzesritter einen blondhaarigen Wiener Knirps lobt, der mit einer Steinschleuder auf einen „Mustafa“ zielt. Dazu passt auch, dass Gudenus wie sein Parteiführer nicht müde wird, die Knüppelpolitik Orbáns zu loben. „Principiis obsta“, Ovids Aufforderung, auf eine politische Ebene übertragen, lautet: „Wehre den Anfängen …“ Ein blaues Auge könnte erst der Anfang gewesen sein.
Klaus Heidegger, 16.10.2015, www.klaus-heidegger.at

Kommentare

  1. Lieber Klaus,
    warum wir uns das blaue Auge verdient haben, weiß ich nicht, aber das habe ich mehrmals gehört, nach dieser Wahl.
    Es schaut einmal nicht so schlecht aus, wie ich mir das vorgestellt habe.

    Der große Fehler ist, dass unsere konservativen Kräfte den Menschen Angst
    gemacht haben vor dem Fremden und das auch mit den Mitteln des Christentums,
    das wir schützen sollten. Dabei hat NIEMAND von denen das Wort verstanden…. mehr kann ich nicht mehr sagen, weil ich bin schon ziemlich verzagt !
    Liebe Grüße Ingrid

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