10 Wünsche, die mein Christkind nicht erfüllt hat …
1) … dass der Vizekanzler meines Landes aufhört davon zu reden, dass die Kapazitätsgrenzen zur Aufnahme von Flüchtlingen erschöpft seien. Erschöpft ist vielleicht die Phantasie und Barmherzigkeit vieler Menschen und der von ihnen populistisch geprägten Politiker.
2) … dass ebendieses Regierungsmitglied wegen seiner Ansicht vom „vollen Boot“ mit der Türkei einen Deal abschließen will, damit keine Flüchtlinge mehr über das Meer in Richtung Europa aufbrechen können. Dies geschieht in jenen Tagen, in dem der staatliche Terror der AKP gegen die Kurden eskaliert.
3) … dass (fast) alle Tiroler Gemeinden Flüchtlinge aufgenommen haben und nicht nur 120 von 279 Kommunen. Dann wäre die Flüchtlingsquote nicht nur zu 84% Prozent erfüllt und Tirol würde etwas mehr dem Klischee vom „Heiligen Land“ entsprechen.
4) … dass die Fördermengen für Öl reduziert und nicht erhöht werden, dass die Benzin- und Dieselpreise steigen und aus den Einnahmen der Mineralösteuern ein Umstieg auf ein nicht-fossiles Zeitalter finanziert wird. Doch selbst vor der Luftfahrtindustrie geht die Politik in die Knie und verhindert eine Besteuerung von Kerosin.
5) … dass die Klimaexpertin Helga Kromp-Kolb als Präsidentschaftskandidatin kandidiert und auf große Zustimmung quer durch alle Parteien und Strömungen stößt.
6) … dass die Ziele der Klimakonferenz von Paris auch zum Handlungsimpuls für das kollektive Verhalten der einzelnen werden. Der Autowahn würde in sich zusammen brechen und die Menschen würden die Vorteile einer entschleunigten sanften Mobilität entdecken.
7) … dass nicht immer noch mehr genmanipulierte Produkte den heimischen Markt bestimmen werden, weil TTIP schon in den Startlöchern steht. Wenn TTIP kommt, wird die Produktpalette in den heimischen Supermärkten sich noch mehr zum Negativen verändern.
8) … dass Ängste nicht immer noch mehr Menschen in die Fänge der rechts-populistischen Parteien treiben, wo Ängste in Hass verwandelt werden gegen Minderheiten, gegen den Islam und Organisationen, die sich für die Flüchtlinge einsetzen.
9) … dass in Europa die rechtspopulistischen Kräfte – und auch in meinem Land – nicht stärker werden. Fakt ist, dass die Orbanisierung in europäischen Staaten weiter geht, dass sich in Polen ein gefährlicher Systemwechsel abzeichnet und auch hierzulande auf Landesebene die Orbans Regierungssitze bekleiden.
10) … dass vor allem die Friedensbotschaft von Weihnachten Wirklichkeit wird. Doch wird weiter gebombt, werden weiter Waffen in gigantischem Ausmaß produziert und verkauft, dreht sich allerortens die Spirale von Gewalt und Gegengewalt.
10 Wünsche, die mein Christkind schon erfüllt hat …
1) … weil wieder Tausende Sternsinger aufgebrochen sind, um die Weihnachtsbotschaft – und damit die Option für die Armen – in die Häuser und Stuben unseres Landes zu bringen.
2) … weil der Glaube an das Christkind, die Geburt des Messias, meinen eigenen Business-as-usual-Modus infrage stellt, damit ich nicht aufhöre mich zu bemühen, den jesuanischen Impulsen zu entsprechen.
3) … weil der Chor der Engel und ihre Botschaft „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden“ pazifistisch orientierte Bewegungen wie Pax Christi oder den Internationalen Versöhnungsbund motiviert, die Botschaft des Gewaltverzichts nicht aufzugeben
4) … weil es Lieder wie jenes von Konstantin Wecker „ich habe einen Traum, wir öffnen die Grenzen und lassen alle rein“ gibt, die zärtliche Klänge gegen das Gegröle der Fremdenfeinde sind
5) … weil es Freundeskreise gibt, die sich um die Flüchtlingsheime gebildet haben, und Initiativen wie „Be an angel“, die ihre Häuser und Herzen für die Neuangekommenen geöffnet haben.
6) … weil doch viele Menschen die „Zeichen der Zeit“ erkennen – die Unwetterkatastrophen rund um den Globus als Folge der Klimaveränderung – und in ihrem eigenen Verhalten die Klimaziele von COP-21 umzusetzen versuchen.
7) … weil es Menschen heute schon gelingt, ohne Auto zu leben, den Konsum auf das „genug“ zu reduzieren, auf Flugreisen zu verzichten und trotzdem oder gerade deswegen ein erfülltes Leben zu haben.
8) … weil es Schüler und Schülerinnen gibt, die bewusst vegan oder vegetarisch leben und damit ihre Mitschüler und Mitschülerinnen aber auch uns Erwachsene positiv herausfordern.
9) … weil die Pfarrerinitiative in ihrer Grundsatzerklärung den Mut hat, die notwendigen strukturellen Änderungen in meiner Kirche beim Namen zu nennen: Die Öffnung aller Ämter für die Frauen oder die Wahl von GemeindeleiterInnen durch die Pfarrgemeinden.
10) … weil mit Weihnachten das „Erwachen der Macht“ in einem ganz anderen Stil als in Hollywood-Blockbusters begonnen hat.
Klaus Heidegger, Post-Weihnachtsfeeling 2015
Lieber Herr Heidegger! Das war eine sehr anregende Übung in der Noch-Weihnachtszeit! Natürlich freuen mich die 10 positiven Punkte ganz besonders, weil sie ein „SPERARE CONTRA SPEM“ andeuten. Wir wollen also die positiven Punkte im Sinne eines guten Wachstums so verstärken, dass doch immer mehr Tatsachen von der Negativliste mit dem nötigen Einsatz zu einem Ansporn für eine positive To-Do liste werden. Ich hoffe, dass viele Menschen die Zeit finden, konkret über ihre anregenden Ideen nachzudenken!