Schwerpunktsetzungen in den Oberstufenrealgymnasien, Gemeinsame Schule und die Zentralmatura

 

Die kompetenzorientierte Matura, vor allem die Zentralmatura mit den schriftlichen Klausuren in Deutsch, Mathematik und Sprachenfächern, aber auch die VWA bringen es mit sich, dass die achtjährigen AHS-Langformen mit den 4- bzw. 5-jährigen Oberstufenrealgymnasien den gleichen Leistungslevel erreichen müssen. Was dabei herauskommt, wird nun landauf landab so interpretiert, als würden die AHS besser als die ORGs sein. Man weist darauf hin, dass bei der Mathematik-Zentralmatura in den Langformen 18,5 Prozent Fünfer gewesen seien, während es in den ORGs 33 Prozent gewesen seien. Bei den Kompensationsprüfungen blieben auf der Langform-Seite noch 5 Prozent Fünfer, hingegen bei der Kurzform 12 Prozent.

Auf Schwerpunktsetzungen wird bei der Zentralmatura nicht Rücksicht genommen. Damit wird der spezifische Charakter der ORGs, die meist vielfältige Schwerpunktsetzungen im musischen oder naturwissenschaftlichen Bereich haben, nicht ernst genommen. Innerhalb des bestehenden Systems wäre es daher wünschenswert, wenn diese Kompetenzen auch mehr Gewicht bei der Matura bekämen. Eine gemeinsame Zentralmatura für alle AHS – egal ob Langform- oder ORG – wird der Vielfalt von Gymnasien nicht gerecht und spiegelt daher die Leistungen, die vor allem in den ORGs erbracht werden, nicht wirklich wider. Wenn nun gesagt und geschrieben wird, die ORGs seien schlechtere Schulen, weil eben wesentlich mehr bei der Zentralmatura durchgefallen sind, so stimmt dies nicht mit der Tatsache überein, dass die ORG-SchülerInnen in ihren Schwerpunkten umso mehr Leistung zeigen können. AHS- und ORGs zu vergleichen entspricht dem Sprichwort von einem Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Beide gymnasialen Richtungen produzieren somit zwei unterschiedliche Früchte und niemand würde auf die Idee kommen zu behaupten, Äpfel seien besser als Birnen.

Die Ergebnisse bei der Zentralmatura machen zugleich das Zweiklassenbildungssystem sichtbar, das durch die frühe Selektion in zwei unterschiedliche Bildungszweige – NMS hier und gymnasiale Langform dort – eintritt. Bei einer gemeinsamen Schule würden alle profitieren. Die Bildungs-Selektion, die für 10-Jährige begonnen hat, wirkt sich dann auch bei der Matura aus. Als ORG gilt es aufgrund der Zentralmatura  jenen Level zu erreichen, der auch für die Langformen vorgesehen ist. Hier nun muss eine Mischklasse aus NMS- und Gymnasialschülern und –schülerinnen kräftig aufholen. Manchmal ist diese Herausforderung für die Schüler und Schülerinnen aus den NMS zu Beginn einer Oberstufe besonders groß. Eine gemeinsame Schule würde jene Differenz nicht mit sich bringen. Die ORGs und BHS/BMHS-Schulen könnten allen einen gleichen Start nach der gemeinsamen Schule ermöglichen.

Klaus Heidegger, 28.6.2016

Kommentare

  1. eidi Walkner was für ein unglaublicher unsinn! klaus heidegger propagiert tatsächlich, dass gut begabte, interessierte kinder nicht entsprechend ihren fähigkeiten gefördert werden, damit nicht später beim übertritt nms-abgänger „hinten“ sind, dass somit das niveau bis zum alter von 14 jahren generell gesenkt wird. diese geforderte gemeinsame schule ist ein verbrechen am kind! ich habe selbst in dieser schulform unterrichtet, es ist schrecklich, an den bedürfnissen der kinder vorbeiunterrichten zu müssen. die guten sind ständig unterfordert bzw. bekommen eine didaktische auswahl des stoffes, die ihren fähigkeiten nicht entspricht, die schwachen sind trotzdem ständig überfordert und frustriert. nur damit die zentralmatura in ihrer jetzigen form beibehalten werden kann, darf wohl nicht die begründung für diese nivellierung nach unten sein. es ist großartig, dass die verschiedenen ORG verschiedene schwerpunkte anbieten – AHS-langformen tun das übrigens auch – , ungeachtet dessen müssen hoffentlich auch in zukunft alle kinder ein bestimmtes maturaniveau erreichen. einen großen teil über zusätzlich vier jahre hinweg „künstlich blöd“ zu halten, darf nicht der weg sein.

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