Kein Selfie von Franz: zum Festtag des Hl. Franz von Assisi

stfrancis_partNoch die Frisur richten, die Kamerafunktion am Smartphone herbeiwischen, Arm ausstrecken, den Hintergrund und das eigene Gesicht in Position bringen, klick, auf Twitter, Instagram oder Facebook teilen oder posten und schauen, wie oft es gelikt wird. Das eigene Gesicht wird ins Spiel gebracht, das eigene Ego vor Sehenswürdigkeiten, vor berühmten Persönlichkeiten, vor dem Bergpanorama, vor dem Meer, in der Schule, am Arbeitsplatz, … „Selfiegeneration“ werden wir heute von Soziologen und Soziologinnen, die Kategorien des Benennens brauchen, genannt.

Der Poverello wollte kein eigenes Bild von sich machen. Ganz Jesus nachzufolgen wurde sein Lebenssinn. Der andere Jesus wollte er sein. Durch sein Leben trachtete er danach, dem Jesus von Nazareth gleich zu werden. Imitiatio  Christi benennen Theologen und Theologinnen eine Lebensweise, die sich von Jesus Christus leiten lassen will. Radikale Hinwendung zu den Armen, die auch freigewählte Armut bedeutet, Besitzlosigkeit, Gewaltfreiheit, Sorge um die Kranken, Leben im Einklang mit der Schöpfung und in einer Nachfolgegemeinschaft mit Gleichgesinnten, das waren dann seine Markenzeichen.

Zu seinem Festtag wünsche ich mir wieder einmal, dass auch in meinem Leben, in meinem Umfeld und in Gesellschaft und Wirtschaft etwas von diesem Geist lebendig werden möge. Vor die Linse der Kameras kommen dann die Armen dieser Welt, die Flüchtlinge vor den Toren Europas und in unseren eigenen Ländern, die Kranken und die Hungernden in den Ländern des Südens.

Ich bin dankbar an einer Schule zu unterrichten, die als Ordensschule dem Geist der Armutsbewegungen des Mittelalters entsprungen ist, und in einer Gegend zu wohnen, in der heute noch franziskanische Ordensgemeinschaften Jesus und damit auch den Hl. Franz lebendig werden lassen.

Klaus Heidegger