Machtvoll hat sich auf der anderen Seite des Atlantiks ein Immobilienmakler mit markigen, frauenfeindlichen und an Rassismus grenzenden Sprüchen ins Weiße Haus geredet und gekämpft. In osteuropäischen Ländern lenken bereits Rechtspopulisten die Staatsgeschäfte. Die tödliche, zerstörerische Logik von militärischer Gewalt und Gegengewalt zieht weiter ihre Blutspur durch die Welt von Aleppo, über Mossul in den Jemen. Die Besatzung in den palästinensischen Gebieten geht weiter – wen bekümmert es noch? Fast täglich erschrecken die demokratiefeindlichen Meldungen aus der Erdogan-Türkei. Das Verhalten der Staatenlenker wie der Masse der Bürger und Bügerinnen widerspricht den Beschlüssen der Pariser Klimakonferenz. Der weltweite Energieverbrauch wird bis 2040 um 40 Prozent steigen, die Zahl der Autos sich verdoppeln.[1] Auch hierzulande wird aufgerüstet: Mehr Geld für das Militär, mehr Personal für das Militär. Der Zivildienst soll zurückgedrängt werden – so will es der Generalstabschef[2]. Heimische Soldaten sichern Seite an Seite mit den ungarischen Soldaten die neue Mauer gegen Flüchtlinge.
Angesichts dieser apokalyptisch anmutenden Fakten gewinnen die Songs von Leonard Cohen neue Bedeutung und lassen uns gerade jetzt, wo wir seines Todes gedenken, hoffnungsvoll durchatmen. Es sind Lieder, die voller Hoffnung, Glauben und Liebe sind, gerade in Situationen, in denen es Gebrochenheiten und Beschränktheiten gibt. In seinem Song „Anthem“ nennt er die dunklen Seiten, die heuchlerischen Gebete der Mächtigen, die Kriege führen, die Taube, die gefangen ist. Doch: „There is a crack in everything …“, so Cohen. In der Dunkelheit kann es Risse geben, wo das Licht eintreten und sich ausbreiten kann. Da gibt es die Lichtgestalten. Ein Nelson Mandela leuchtete aus dem Kerker von Robben Island inmitten des Apartheidregimes. Die katholische Kirche in Österreich gedenkt in diesen kalten Novembertagen an Männer wie Carl Lampert, Otto Neururer und Jakob Gapp, die in den schlimmsten Tagen dieses Landes Mut zum Widerstand aus dem Glauben schöpften. Wenn in diesen Tagen Amerikaner und Amerikanerinnen bei der Aktion „SUBWAY THERAPY“ auf Post-it-Zetteln ausdrücken, sich nicht unter“kriegen“ zu lassen, so tun sie das, was Cohen als „ringing the bell“ bezeichnete.
[1] OPEC-Studie, zit. in: Tiroler Tageszeitung, 9.11.2016,23.
[2] Interview in Tiroler Tageszeitung, 12.11.2016,12. „Wir müssen wieder mehr junge Bürger dazu bringen, Wehrdienst zu machen.“ Othmar Commenda, Generalstabschef.