Das Bischofsamt basisdemokratisch neu denken

Bischofsamt auf basisdemokratischem Weg

Als im Herbst 2015 Bischof Manfred Scheuer zum Bischof von Linz ernannt worden ist, begannen die Gremien und Verantwortlichen der Diözese Innsbruck mit der Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Bis hinunter in die Pfarren wurde nachgefragt, wer als bischöflicher Leiter gut in Frage käme. Daraus wurde dann bei einem Treffen ein Dreiervorschlag gemacht, der offiziell dem Nuntius überreicht worden ist. Seit 16 Monaten wartet nun die Diözese auf die Ernennung eines Bischofs. Was den Verantwortlichen und Gläubigen hierzulande rasch gelang – sich auf einen Nachfolger zu einigen, scheint für die laut Kirchenrecht zuständigen vatikanischen Behörden so schwer zu sein. Das herrschende System der Bischofsernennung erweist sich als zutiefst undemokratisch. Dies speist die Gerüchteküche, aus der dann in regelmäßigen Abständen der Öffentlichkeit mögliche Kandidaten präsentiert werden. Die Bischofsmacher lassen sich jedenfalls nicht in ihre Karten blicken. Das hat mit Macht zu tun. Das Volk wird für dumm verkauft. Dass eine Wahl von Bischöfen durchaus demokratisch sein kann, zeigt die Geschichte der Kirchen. Erst vor kurzer Zeit wurde in altkatholischen Kirche in Österreich ein neuer Bischof gewählt. Auch die evangelischen Kirchen wählen ihren Bischof. Und von Bischof Martin oder Nikolaus wird überliefert, dass sie zu ihrem episkopalen Amt aufgrund des ausdrücklichen Wunsches des Volkes kamen.

 

Bischofsamt mit basisdemokratischen Checks and Balances

Laut Umfragen vom März 2017 wächst in Österreich das Bedürfnis nach einem „starken Mann“ und nach Autorität und „Law and Order“. Parallel dazu schwindet das Vertrauen in die Demokratie. Die SORA-Meinungsforscher erkennen einen Trend hin zu autoritären Sichtweisen. Ein Blick rund um den Erdball lässt diesen Trend erahnen. Erdogan mutiert zum autokratischen Sultan in der Türkei und schafft auf demokratischem Wege undemokratische Strukturen. Putin und Trump, Orban und mit ihnen so viele Staatenlenker regieren im Stile von Autokraten. Für die Kirche gälte hingegen wohl das Wort von Jesus: „Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein. (Mk 10,43)

 

Für ein Bischofsamt braucht es daher auch die kirchlichen „Checks and Balances“. Das sind demokratisch legitimierte Gremien, Bewegungen und Einrichtungen der Kirche. Pfarrgemeinderäte, gewählte Vertreterinnen und Vertreter der Gliederungen der Katholischen Aktion, des Katholischen Familienverbandes, der Laienrat, die Frauenkommission, Bischofsrat usw. Wir brauchen keinen Bischof, der selbstherrlich regiert. Oder anders gewendet: Die 16 Monate Sedisvakanz habe auch gezeigt, wie die Ortskirche von unten gelenkt und geleitet wird. Ein künftiger Bischof wird gut daran tun, darauf aufzubauen. Ein Bischof soll nicht alles können dürfen und müssen. Er soll vor allem zulassen können. Mit Bischof Manfred hatten wir so einen Bischof. Schlimm wäre es dann, würde ein Bischof all jene Vollmachten ausspielen, die ihm laut Kirchenrecht zukommen. Sowohl was die Ernennung eines Bischofs betrifft wie auch seine Machtbefugnisse braucht es eine Änderung kirchlicher Strukturen und Verfahrensweisen und wohl auch eine Abkehr von einer Theologie der „sacra potestas“, einer heiligen Gewalt, demnach die Bischöfe nicht durch das Kirchenvolk legitimiert seien, sondern in apostolischer Sukzession stehen und von Christus direkt dafür auserwählt worden seien. Im Reformationsjubeljahr kann auch 500 Jahre nach Luther gefragt werden, ob es überhaupt eine eigene Bischofsweihe bräuchte. Würde nicht auch eine Ordination genügen, die einen Menschen zu einem Leitungsamt in der Kirche befähigt? Wäre es nicht weihevoller, wenn es einen Episkopos gäbe, der vom Volk zu einem Amt gewählt würde?

 

Klaus Heidegger, 23.4.2017