Gott ist Liebe und Barmherzigkeit. Barmherzigkeit und Liebe sind Gott. Gedanken zur Dreifaltigkeit Gottes

Im Namen Gottes, der uns Vater und Mutter ist, im Namen Allahs, des Allbarmherzigen, der sich offenbart hat in dieser Welt, im Namen Jesu Christi, der uns Bruder und Heiland ist, im Namen der Geistkraft, die uns stark macht und tröstet.

Wenn Gott Liebe ist, dann kann Gott nicht ein Punkt sein, sondern ist in sich Beziehung. Wenn Gott Barmherzigkeit ist, dann ist es ein Geschehen. Wenn Gott Frieden ist, dann hat es mit einem Einklang zwischen Kräften zu tun. Gott ist in sich Dynamik, die auf Harmonie und Einheit aus ist. Göttliches ist symbolisch, was wörtlich übersetzt „zusammenfallend“ heißt. Die Antithese zu Gott ist das Diabolische, das Trennende, der Unfrieden, die Unbarmherzigkeit, das Narzisstische, der Egoismus als Fixierung auf das Ich. Gott ist Kommunikation und Dialog, Aufeinanderzugehen und Sich-Versöhnen. In den 99 Namen Gottes, die zum Glaubensinhalt des Islam zählen, wird dieser dynamische, sich mitteilende und erfahrbare Gott in Fülle beschrieben.

Gott hat in Jesus Christus in Fülle offenbart, wie Gott ist – in diesem Sinne ist er Gottes Sohn. Durch Jesus wurde sichtbar, wie dieser Gott ist. Diese Stellung Jesu als Offenbarung Gottes kann vordergründig einen Unterschied zwischen Christentum einerseits und Judentum, Islam andererseits begründen. Der Jude Jesus wollte mit seinem messianischen Anspruch jedoch genau das, was im Volk Israel immer schon grundgelegt ist. Das Reich Gottes hier auf Erden soll Wirklichkeit werden. Gott und Himmel dürfen also nicht als Projektionsflächen für unerfüllte Wünsche im Diesseits gesehen werden, sondern als befreiende Kraft zur Veränderung dieser Welt, in der Schalom – Frieden und Gerechtigkeit – herrschen.

Der Glaube an die Dreifaltigkeit Gottes war schon in der frühesten Kirche ausformuliert. So wurde die wesensmäßige Einheit von Gott – Sohn – Heiliger Geist Kern des Glaubensbekenntnisses alle christlichen Kirchen. Die in den christlichen Gemeinden, den Kirchen und in den einzelnen Christen wirkende Kraft Gottes wird als der „Heilige Geist“ verstanden. Dieser Geist, der in Jesus schon wirksam war, wirkt jetzt in den Gemeinden und jenen, die im Geiste Jesu leben.

Die Zahl Drei hat eine symbolische Bedeutung für „Ganzheit“ und „Fülle“. Zugleich bedeutet sie Offenheit. Es ist die überraschende Offenheit – so wie bei den Emmausjüngern der Fremde hinzutrat, in dem der Auferstandene sichtbar wurde.

Der Glaube an die Trinität Gottes hat Konsequenzen für den Alltag. Gott selbst soll dort spürbar werden, wo jemand tätig ist und lebt. In den Beziehungen, den Familien, in den Schulen oder am Arbeitsplatz. Gott und die Geistkraft zeitigen irdische Konsequenzen.

Es ist notwendig, von einer geschlechtsspezifischen Fixierung Abstand zu nehmen: Gott ist väterlich und mütterlich. Rahman – die Barmherzigkeit – bedeutet aus dem Arabischen übersetzt „der Mutterleib“. In einem mystischen Sinn können wir so in Gott geborgen sein. Luther würde es so sagen: sola gratia – ganz Gnade. Der Heilige Geist wiederum ist im jüdischen Verständnis die ruach – die weibliche, schöpferische Geistkraft, die bereits in den Schöpfungserzählungen der Hebräischen Bibel über der Urflut flatterte.

Der Glaube an einen dreieinigen Gott, dessen innerstes Geheimnis und Wesen die Liebe ist, kann zeigen, dass Gott der Welt und dem Menschen zugewandt ist und sich selbst um seine Schöpfung kümmert. In Jesus Christus kommt Gott selbst zu den Menschen.

Die Lehre vom dreieinigen Gott besagt, dass wir den einen Gott nicht als starre Einheit verstehen dürfen, sondern als Fülle des Lebens und der Liebe. Gott ist zwar in sich Einheit, aber zugleich auch ein innerer Dialog, ein innerer Austausch zwischen Vater, Sohn und Geist.

Die Trinität ist kein Widerspruch zum Monotheismus und daher auch kein polytheistisches Modell, weil Gott in sich Einheit darstellt, ein Gott eben in drei Personen. In diesem Sinn stellt der christliche Trinitätsglaube die monotheistische Position nicht infrage. Dies ist auch die Antwort auf den Polytheismusvorwurf, wie er von fundamentalistisch-islamischer Seite vorgebracht wird. Auch der Islam kennt  das Hinaustreten von Gott/Allah, wie dies vor allem in der Stellung des Koran als Wort Gottes deutlich wird. Gott veräußert sich als Wort Gottes im Heiligen Koran, so wie sich aus christlicher Sicht Gott in der Person von Jesus Christus oder im Heiligen Geist veräußern kann.

Klaus Heidegger, Dreifaltigkeitssonntag 2017

Kommentare

  1. Der Glaube an die Trinität Gottes hat Konsequenzen für den Alltag. Gott selbst soll dort spürbar werden, wo jemand tätig ist und lebt. In den Beziehungen, den Familien, in den Schulen oder am Arbeitsplatz. Gott und die Geistkraft zeitigen irdische Konsequenzen.
    Und wie machen wir das? Indem wir freundlich sind zum „netten Nazi von nebenan“ geduldig argumentieren, ihn als unseren feind lieben?
    Ich gebe zu ich habe Angst. Als Körperbehinderte sicher nicht ganzngrundlos.

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