Heute am Fronleichnamstag können wir es öffentlich und symbolisch demonstrieren – bei den Prozessionen durch Städte und Dörfer. Jesus ist mein Kumpane. Jesus ist unser Kumpane. „Kumpane“ – abgeleitet vom Lateinischen „con pane“ – ist jemand, mit dem man das Brot teilt, das Lebensnotwendige teilt, das, was Kraft und Ausdauer und Stärke gibt.
Dankbar bin ich für meine katholische Kirche, vor allem auch Papst Franziskus, wenn sie in der Tradition des Kumpanen Jesus stehen und ihre Kumpanei mit den Schwächsten in unserer Gesellschaft leben und verkünden: Kumpanei für so manche Flüchtlingsfamilie, die in Pfarrhöfen eine Herberge gefunden hat. Die Kirche, die heute mit dem Brot des Lebens durch Dörfer und Städte zieht, ist zur Nachfolgegemeinschaft mit jenem geworden, der vor allem sein Brot geteilt hat mit den Ärmsten. In der Monstranz verdichtet sich jener, der sich nicht als starker Mann gegen andere durchgesetzt hat, sondern alle eingeladen hat – wie es heute gelesen und gehört wird – sich in Gruppen zusammen zu setzen und das Brot zu teilen, damit alle satt werden können.
Meine Hoffnung gilt, dass uns dieses gewandelte Brot hilft, dass wir selbst verwandelt werden und so auch unsere Gesellschaft zu einer besseren wandeln können. Dann kann die Wandlung geschehen, dass wir nicht wie eine ungezügelte Herde von Egoisten und Narzissten Welt und Umwelt ausbeuten, sondern achtsam – so achtsam wie eine Prozession hinter dem Allerheiligsten – in dieser Welt leben. Dann wird weniger aufs Gaspedal getreten, werden Flugreisen vermieden, wird Geld – das jemand selbst nicht nötig hat – fair veranlagt, wird Zeit mit jenen geteilt, die Zuwendung brauchen, gehen Abfallkörbe nicht über, werden weniger Dinge gekauft und mehr Dinge geteilt und mit dem Weniger wird achtsamer umgegangen. Dann werden jene Dinge gekocht und gegessen, die nicht auf Ausbeutung von Tieren und der Natur beruhen. Kollektive Kumpanei mit Jesus wird zur Kraft, die gewaltfrei verändert.
Zu Fronleichnam können wir es in Prozessionen ausdrücken: Wir stehen zu diesem Jesus und seiner Botschaft der Feindesliebe und des Gewaltverzichts. Wir gehen mit diesem Jesus und er geht mit uns, die wir ihn brauchen, um verwandelt zu werden. Wir knien vor diesem Jesus, weil er sich selbst niedergekniet hat um zu zeigen, wie wir einander die Füße waschen können.
Klaus Heidegger, Fronleichnam 2017
Bild: Jesus mit Straßenkindern, von: www.jugendeinewelt.at, aus Ecuador