Im Jahr 1991 konnte ich an der Bir-Zeit-Universität in Ramallah, die damals offiziell von der israelischen Besatzungsarmee geschlossen war, an einem Solidaritäts-Studienprogramm teilnehmen. Verzweiflung wie auch Hoffnung unter meinen palästinensischen Mitstudierenden waren damals groß. 26 Jahre später ist die Situation für die arabisch-palästinensische Bevölkerung schlimmer als damals. 2017 ist ein Schlüsseljahr für die israelisch-palästinensischen Beziehungen. Vor 100 Jahren wurde die Balfour-Declaration unterzeichnet und damit die Grundlage für den heutigen Staat Israel gelegt. Vor 70 Jahren wurde von den Vereinten Nationen mit der UN-Resolution 181 sowohl dem palästinensischen wie dem jüdischen Volk das Recht auf einen eigenen Staat zugestanden. Vor 50 Jahren begann die Besatzung des Westjordanlandes und des Gazastreifens durch Truppen der israelischen Streitkräfte. Die Friedensbewegung Pax Christi hat sich auf internationaler Ebene stets auf der Basis des Völkerrechts und der Menschenrechte für eine Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern bemüht. In all den vielen Stellungnahmen seitens der kirchlichen Friedensbewegung wurde jede Gewalt – egal von welcher Seite – verurteilt. Stets ging es darum, sowohl die Grundrechte der Israelis wie der Palästinenser einzufordern. Der Vorwurf des Antisemitismus, der mit einer kritischen Haltung an der Kriegs- und Besatzungs- bzw. Siedlungspolitik des Staates Israel verbunden wird, ist völlig unberechtigt. Stets ging es darum einzumahnen, dass beide Seiten das Recht auf Sicherheit und Schutz haben. Zugleich jedoch machte Pax Christi auf das ungleiche und unverhältnismäßige Konfliktverhältnis aufmerksam. Es sind vor allem Palästinenser, die unerträglichen Repressalien ausgesetzt sind, deren Land konfisziert wurde – u. a. wegen des Baus der Trennungsmauer. Deswegen unterstützt Pax Christi auch den gewaltfreien Kampf des palästinensischen Volkes wie der israelischen Friedensorganisationen. Frieden in dieser Region lässt sich nur auf dem Verhandlungsweg, nicht aber durch eine Kriegspolitik erreichen. Waffenlieferungen an den Staat Israel sind jedenfalls der falsche Weg. Das neutrale Österreich mit Wien als UN-Stadt könnte heute durch eine aktive Neutralitäts- und Friedenspolitik ein Ort sein, in dem nach dem Scheitern des Osloer-Prozesses auf höchster Ebene Friedensbemühungen stattfinden. Dies würde mehr dem Frieden dienen als fragwürdige Beteiligungen an NATO-Übungen oder die militärische Aufrüstung im eigenen Land.
Klaus Heidegger
Israel ist seit seinem Bestehen im Krieg. Der kleine Staat ist von feindlich gesinnten Völkern und autoritär regierten Staaten umgeben. Aus unserer doch sehr bequemen Position in Europa erscheinen mir hier die Appelle eher gewagt.
… wen meinst du mit „feindlich gesinnte Völker“? Autoritär regierte Staaten, ja. Dann sollten die Staaten des Nordens endlich aufhören, diese mit Kriegsgütern zu versorgen!
mlg
Einverstanden. Vor allem weil Waffen Krieg. Vertreibung und Fluchtursache sind. Israel wird aber auch von den Feudalherrn in den Golfstaaten und den Autokraten im Nahen Osten für ihre Feindbildpflege missbraucht. Die Palätinenser im Gazastreifen wurden mit Rakaten beliefert, anstatt mit Know how und Material zum Aufbau einer Infrastruktur.