Weg von Verbrennungsmotoren, weg vom Diesel, hin zur nachhaltigen Mobilität

Umweltbewusste Menschen werden sich nach dem Dieselgipfel von Verkehrsminister Jörg Leichtfried mit Vertretern der Automobilkonzerne, der in der vorletzten Augustwoche 2017 stattfand, nur ärgern können. Da wird einerseits allerortens aufgrund der klimatischen Entwicklungen und ihrer verheerenden Konsequenzen von einem Ausstieg aus der fossilen Verbrennung geredet. Eine Partei hat hierzulande sogar das ambitionierte Ziel, bis zum Jahr 2030 diesen Umstieg auf andere Antriebstechnologien zu erreichen. Andererseits – so der Beschluss des Dieselgipfels – wird von der Automobilindustrie mit ministerieller Unterstützung der Kauf von Dieselautos nicht nur prolongiert, sondern sogar gefördert. Es geht wohl nicht skurriler: Wer sein altes Dieselauto verkauft bzw. verschrotten lässt, erhält für den Kauf eines neuen eine „Ökoprämie“. Der Begriff suggeriert, dass damit etwas ökologisch Positives getan würde. Mitnichten: Auch ein neues Dieselauto wird zwar weniger aber doch weiterhin gesundheitsgefährdende Emissionen nach sich ziehen, Stickoxide, Lärm, Feinstaub. Es ist, als würde man einem Patienten, der an Vergiftung leidet, nun sagen: Du bekommst nun etwas weniger Gift verabreicht. Unbeachtet bleibt, dass die Produktion eines neuen Autos Unmengen an Ressourcen und Energie verbraucht. Aus dieser Perspektive ist eine frühzeitige Verschrottung von Autos problematisch. Wenn schon ein Auto, dann müsste es heißen: Möglichst wenig damit fahren und möglichst lange auch behalten. Die erhöhten Stickoxidwerte von älteren Dieselautos ließen sich wesentlich leichter durch nachhaltige Fahrweise – beispielsweise freiwillig Tempo 80/100 – sowie durch weniger Fahrten verringern als durch einen Neukauf eines Dieselautos. Und wenn schon der Kauf eines Autos mit einer „Ökoprämie“ versehen werden sollte, müsste sie für eines ohne Verbrennungsmotor ausgegeben werden. Der Dieselkraftstoff für den Pkw-Verkehr sollte der Vergangenheit angehören. Was es ganz dringend bräuchte, wäre ein Software-Update in den Hirnen und Herzen der autofahrenden Massen. Die Gefühle und ein wenig auch das Denken sind allerdings geprägt von den verführerischen Werbeeinschaltungen. Die Wochenendausgaben in den Tageszeitungen – ob Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung oder DER STANDARD – haben alle gleichförmig ihre Automobilbeilagen. Angepriesen werden weiterhin vornehmlich SUVs mit Dieselantrieb. Sie, so die verwendeten Adjektive, gelten als „sportlich“, „dynamisch“, „kraftvoll“, „agil“ (fast wie geil) – und welcher Mann möchte nicht so gelten? Die „Freude am Fahren“ im Auto, das „wie ein Freund ist“ wird jedenfalls in Summe gesehen zum Alltagsleiden der Menschen entlang der Straßen. Doch nicht nur das: Aufgetauter Permafrost in den Alpen und in Folge Bergstürze, aufgewärmte Ozeane und in Folge Hurrikans, extreme Dürre in weiten Gebieten Afrikas, vermehrt extreme Hitzetage in Wien mit bis zu 39 Grad: es steht in direkter Beziehung zum Massenverhalten der Menschen, die sich wie Lemminge einem Abgrund zubewegen. Als Tiroler in der Inntalfurche sieht man täglich, was die Berichte bestätigen. Eine schier endlose Kette von Autos auf der wichtigsten Nord-Süd-Route und man hört das ewige Rauschen. Die Asfinag meldet einmal mehr in diesem Sommer ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Die Wirklichkeit der Klimaveränderung und das Verhalten der Massen stehen in einem höchst fragwürdigen Zusammenhang.

 

Dr. Klaus Heidegger, 6067 Absam, klaus.heidegger@aon.at