Befreiung von Erbsünde – das Wesen des heutigen Festes heißt „eine andere Welt ist möglich“

 

Wie sehr unsere Welt unter der Erbsünde stöhnt und ächzt, zeigt uns der tägliche Blick in die Welt der Nachrichten. Und wieder werden in Rosenheim halberfrorene Flüchtlinge in einem Güterzug entdeckt, Folge von Kriegen, Umweltzerstörung, verbrecherischen Terms of Trade. Donald Trump bringt mit seiner Jerusalem-Entscheidung die Welt wieder einmal an den Rand eines neuen Krieges. Die Kaufhäuser erleben einen Ansturm. Schuhe, Textilien, technische Geräte … wo steckt keine Erbsünde drinnen? Was ist nicht mit Ausbeutung oder Ressourcenraub verknüpft? Kommende Generationen werden für unseren heutigen Konsumrausch büßen. Das ist Erbsünde.

Und heute denken wir an das Fest mit dem Titel „ohne Erbsünde empfangen“. Nein, gemeint ist nicht, dass Jesus von Maria jungfräulich empfangen wurde, wie viele fälschlich meinen, gemeint ist die Empfängnis Mariens durch ihre Mutter Anna und ihren Vater Joachim. Und damit ist es ein so wunderbar Fest mit einer großartigen politisch-befreienden Botschaft. Sie zeigt mir – in der Person Mariens – dass es möglich ist, die Strukturen der Sünde zu durchbrechen. Niemand ist gezwungen, an diesem Feiertag auch in die Geschäfte zu gehen. Kauf-nix-Tag ist ein Nein zum Konsumwahn. Niemand ist gezwungen, Tiere zu essen, deren Lebenshaltung mit Leid verbunden ist. Veganer oder vegetarischer Lebensstil hilft, sich von erbsündlichen Verstrickungen zu lösen. Niemand ist gezwungen, Flugreisen für Vergnügungen zu machen, die in besonderer Weise zum Klimawandel beitragen. Niemand ist gezwungen, mit dem Auto zu fahren, wo sich öffentliche Verkehrsmittel anbieten. Niemand ist gezwungen, sich in negativ mimetischen Verhaltensmuster zu begeben, deren Logik darin besteht, immer schneller oder immer besser erscheinen zu wollen. Maria, die Mutter Jesu, Mirjam, Maryam al-ʿaḏrāʾ hat gezeigt: Eine andere Welt ist möglich. Sie sagte so ganz Ja zu Gott, dass Neues geboren werden konnte.

 Klaus Heidegger, Fest Mariä Empfängnis 2017

Kommentare

  1. Der Begriff Erbsünde ist eine Verschleierung. Es müssen die Strukturen schon auch benannt werden, die Verursacher von Elend und Armut sind.

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