Aus christlicher Perspektive haben wir Väter von Jesus eine große Zusage bekommen, wenn er selbst seine Gottesbeziehung mit dem aramäischen Wort „Abba“ auf den Punkt bringt. Wäre Jesus Tiroler gewesen, hätte er wohl „Date“ oder „Tata“ gesagt. Was heißt diese Kosebezeichnung für Gott also für uns Väter? Wo sind bei uns jene Qualitäten und Eigenheiten zu entdecken, die das jesuanische Abba-Logion rechtfertigen könnten? Papasein bedeutet zunächst, dass die kleinen Kinder einfach vertrauensvoll lallen dürfen. Ein Papa mag sein Kind nicht deswegen, weil es rhetorisch begabt ist oder geschliffen formulieren kann. Im Gegenteil, Kinder dürfen lallen. Bekannt ist der liebevoll ausgetragene Streit zwischen den Eltern, wo es meistens der Vater ist, der stolz behauptet, sein Kind habe zuerst Papa und dann erst Mama sagen können. So eifert auch Gott um uns, so dürfen wir auch Gott unbeholfen anreden und unser Gebet kann ein Gestammel sein, das tief im Herzen geboren wird, in dem Verzweiflung wie Hoffnung, Angst wie Zuversicht Platz haben kann. Papasein bedeutet zweitens, dass ein Kind darauf vertrauen kann, dass der Papa „es schon richten wird“, wie es in einer der bekanntesten Rhapsodien von Helmut Qualtinger heißt. Wir können es auch so formulieren: Papasein hat damit zu tun, seinen Kindern immer zu helfen, wenn sie es brauchen – vor allem dann, wenn sie einmal anstehen. Das gelingt nur, wenn wir Väter uns Zeit für unsere Kinder nehmen, den Kopf und das Herz manchmal etwas weniger bei der Arbeit oder den Hobbys haben. In der gelebten Vaterliebe können wir die göttlichen Qualitäten entdecken. Gott ist barmherzig und nicht strafend, solidarisch und nicht befehlend, verzeihend und nicht aufrechnend, vor allem aber präsent, wenn Gott gebraucht wird. Das Papawort Jesu dekonstruiert die patriarchalen Gottesbilder genauso wie sie die falschen Rollenzuweisungen zu überwinden trachtet. Wer das Abba-Motiv aufnimmt, nimmt eine andere Haltung ein als jener, der Gott vorwiegend als König oder Herr anspricht. Da dürfen wir Väter auch zärtlich und unendlich liebend sein.
Dr. Klaus Heidegger, Präsidiumsmitglied der KMB der Diözese Innsbruck und Vorsitzender der Katholischen Aktion Tirol, vor allem aber: Vater von 3 Kindern