Radfahren ist Balance halten und im Gleichgewicht sein

Mein Radfahren ist Ausdruck inneren Erlebens. Ich spüre es nach und manchmal, beim Fahren, wo viel Zeit ist zum Sinnieren und Fühlen, da denke ich mir: Mehr noch als beim Gehen und Laufen ist die Fahrt auf zwei schmalen Rädern eine Sache des Gleichgewichts. Es kommt darauf an: Im Gleichgewicht zu sein. Die Balance halten wiederum geht nur durch Bewegung. So suche ich stets neu die Balance im Leben, um weiterzugehen, ohne zu stolpern, um zu fahren, ohne im Straßengraben zu landen: es könnte gefährlich sein. Ich suche die Balance zwischen der Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, und dem, was in diesem Leben kann möglich werden und darf sein. Ich suche die Balance zwischen dem Lachen und der Freude über das, was mir hier und heute geschenkt wird, und den Tränen und der Traurigkeit über das, was sich nicht leben lässt. Ich suche die Balance zwischen dem Akzeptieren, was unveränderbar vorgegeben, und dem Gestaltungswillen, zu verändern, was in meinen Möglichkeiten liegt. Ich suche die Balance, mich zu bewegen zwischen Himmel und Erde, dabei weder den Kontakt mit der Erde zu verlieren noch das Streben nach dem Himmel aufzugeben. Ich suche die Balance zwischen meinem Streben, die Erwartungen von anderen zu erfüllen und auch meinem Verlangen, selbst den eigenen Wünschen zu folgen. Ich suche die Balance, wie sie Kay Pollak in meinem Lieblingsfilm „wie im Himmel“ in einer Szene so berührend umsetzt: Lena zeigt Daniel die Kunst des Radfahrens und ruft ihm zu: „Vertraue darauf, du kannst es, du musst nur die Balance halten!“ Dankbar bin ich den Menschen, die mir helfen, in Bewegung zu sein und damit die Balance zu halten. Dankbar bin ich Gott, auf den ich schaue, um nicht aus dem Gleichgewicht zu fallen.

21.8.2018