Die Botschaft von Johannes dem Täufer im Hier und Heute

Zweiter Adventsonntag: Dem Lukasevangelium (Lk 3,1-6) nachempfunden

Es war im zweiten Jahr der Regierung des Bundeskanzlers Sebastian Kurz. Heinz-Christian Strache war Vizekanzler der Republik Östereich, Kickl Innenminister des Alpenlandes, sein Burschenschaftsbruder Norbert Hofer führte die Verkehrsgeschäfte und Mario Kunasek hatte das Kommando über die Soldaten. Die Hohepriester saßen in den Aufsichtsratsetagen der großen Konzerne. An jedem dieser Tage wurden weltweit 90 Millionen Barrel Öl gefördert, stieg die Schuldenlast der Staaten, wurde in Österreich täglich eine Fläche von 14 Hektar Boden versiegelt, stiegen die Emissionswerte und nahmen Lärm und Verschmutzung zu. Da erging in den sich ausbreitenden Wüsten, in den wegen Palmöl abgeholzten Regenwäldern, in den plastikverseuchten Gewässern, in den Erzminen Afrikas, in den Slums und Favelas der Megastädte, in den Flüchtlingslagern, in den Luftsanierungsgebieten Tirols, aber auch in den Herzen und Seelen aller hoffnungslosen und verzweifelten Menschen das Wort Gottes an Johannes, der heißt „Gott ist barmherzig“, den Sohn des Zacharias, der heißt „Gott erinnert sich“. Und Johannes zog zu den Gegenden der Donnerstagsdemos und verkündete überall dort die Botschaft der Umkehr und die Vergebung der Sünden für jene, die ablassen von zerstörerischen Wegen wie im Buch der Reden des Propheten Jesaja geschrieben steht: Bereitet den Weg! Öffnet die Mauern und Routen, die geschlossen worden sind für Flüchtende! Ebnet die riesigen Einkommensunterschiede ein – und alle werden satt! Konsolidiert nicht das Budget auf Kosten der Armen! Vertraut auf den Weg der Gewaltfreheit und schmiedet Waffen zu Pflugscharen! Schämt euch eurer Vielfliegerei und ärgert euch über eure hohen Emissionswerte! Ebnet ein die Vorwürfshügel und macht gerade die Wege zueinander durch versöhnende Begegnung! Tragt die Berge von Misstrauen, Angst voreinander und unversöhnter Vergangenheit ab, mit denen ihr heilsame Umarmungen und tröstende Begegnungen verhindert. Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.

Klaus Heidegger, 9. 12. 2018