Behörden haben eine Hausordnung für den Stall in Betlehem verordnet: Ausgehverbot oder euphemistisch „Anwesenheitspflicht“ (© Kickl) für die junge Familie, deren Existenz vom Terror des Kaisers, seiner Statthalter und des Vasallenkönigs bedroht ist. Herrschende Macht wird durch die messianischen Kräfte und die revolutionären Lieder der galiläischen Frau aus Nazareth infrage gestellt. Doch königliche Beamte behaupten Gefahr, wenn diese „Halbstarken“ (© Kickl) mit ihren Freunden in der Umgebung der Krippe „herumlungern“ (©Kickl). Um der „Obsorgepflicht“ (©Waldhäusl) nachzukommen, wird präventiv ein Stacheldrahtzaun rund um die Krippe gezogen. Maria und Josef mit ihrem Neugeborenen gelang aber die Flucht. Der Engel des Josef und mit ihm der Esel wurden als Schlepper enttarnt. Die Behörden hätten die Abschiebung der Geflüchteten vollziehen können. Kein Flüchtling, der mit Hilfe eines „Schleppers“ flüchten konnte, soll Asyl erhalten. (©Kurz) In der Hauptstadt werden mehr als 2000 Jahre später Tausende auf die Straße gehen, weil jener in der Krippe groß geworden ist. Sie hätten Antiregierungsdeomnstrationen in einem „ritualisierten Protest“ (© Kickl) gebildet, die den Bürgern ihre „Familienausflüge vermiesten“ (© Strache). Es seien Tausende von „Deppen“ (© Jeannée, Krone) gewesen. So ein „Depp“ bin ich gerne und dankbar und staunend und mit Freude, Wut und Traurigkeit geselle ich mich in Gedanken zu jenen mit Ausgehverbot und hinter Stacheldraht und streichle liebevoll den Schlepperesel.
Klaus Heidegger, Weihnachten 2018
Bild: Krippe von Marlene Moss