Dass du wie die Magier aus Persien in dir die Sehnsucht nach Gott, nach Befreiung und Heil spürst: eine Sehnsucht, dass eine andere Welt möglich ist, in der kein Krieg und keine Unterdrückung mehr sein werden und Konflikte nicht mit Gewalt gelöst werden; eine Welt, in der nicht neue Kriege vorbereitet werden, sondern Gewaltverzicht eingeübt wird; in der niemand mehr hungern muss und die Reichtümer dieser Welt gerecht verteilt sind, weil die Menschen das Geschenk der Solidarität entdeckt haben; eine Welt, in der niemand mehr auf der Flucht vor Not und Verfolgung im Meer ertrinken muss und kein Flüchtling mehr menschenrechtswidrig abgeschoben wird, sondern die Herbergen der Reichen für die Verarmten und Verfolgten geöffnet sind; eine Welt, in der nicht die Umwelt mutwillig oder unachtsam zerstört wird, sondern mit den Ressourcen dieser Welt achtsam umgegangen und der ökologische Fußabdruck zur Richtschnur des Handelns wird.
Dass du wie die Weisen aus dem Morgenland den Stern entdeckst, der dir die Richtung weist: dass die Botschaften der Weisen und weisen Bücher dir Orientierung geben: die Bhagavadgita, Buddha, LaoTse, das Gesetz und die Propheten des Alten Bundes, Jesus Christus und die Evangelien, der Koran und das Vorbild des Propheten Muhammad, Maria Magdalena und mit ihr viele Apostelinnen, Franz von Assisi und mit ihm viele Heilige, Mahatma Gandhi und mit ihm viele gewaltfrei Kämpfende; Malala und mit ihre viele Nobelpreisträgerinnen, Greta Thunberg und mit ihr all die Menschen, die gegen die Erderhitzung auftreten; dass dir auch heute Orientierungssterne in deinem Leben aufgehen: Sie mögen dir in den dunklen Stunden Mut geben; sie mögen stärker leuchten als die verführerischen und trügerischen „Stars“ und „Starlets“ dieser Welt.
Dass du wie die Magier nicht allein aufbrechen musst, sondern zu dritt, in Gemeinschaft mit anderen, in Freundschaften oder mit deiner Familie, einander stärkend, wenn irgendwer den guten Stern aus den Augen verliert, einander Kritik gebend, wenn irgendwer die Orientierung verliert, einander Mut zusprechend, wenn irgendwer die Sehnsucht bedroht.
Dass du wie die Heiligen Drei Könige, den menschgewordenen Gott im Stall entdeckst: im Stallgeruch dieser Welt, in den Gebrochenheiten und Unvollkommenheiten den Anbruch von Gottes Reich erkennen kannst. Dass es dir gelingt, etwas von dem weiter zu schenken, was dir geschenkt ist, jenen, die im Stall liegen und dich brauchen: Dass du schenken kannst, den Weihrauch deiner Begabungen, das Gold deiner Fertigkeiten und die Myrrhe deiner Herzlichkeit.
Dass du wie Caspar, Melchior und Balthasar den Mächtigen und Machthabern dieser Welt nicht auf den Leim gehst, sondern im Widerstand leben kannst gegen das, was diese Welt und dich kaputt macht. Dass du gestärkt von der Begegnung mit dem, was du in der Krippe gefunden hast, hinausgehen kannst in die Welt als Sternträgerin und Sternträger für eine Welt, die besser sein wird als die jetzige. Dass in deinen Augen der Glanz des Sterns von Betlehem widerstrahlt und allen Hoffnung gibt, die dir in diesem Jahr begegnen werden.
Klaus Heidegger, Epiphanie