eselianisch messianisch

die gewaltfreie Bewegung
voller Symbolik
auf dem Rücken einer Eselin
mit Palmzweigen wie für einen Messias
mit ausgebreiteten rebellischen Kleidern

der galiläische Mann
kein Führer im Stil von Despoten
kein Herrscher gestützt auf Soldaten
kein selbstverliebter Machtmensch
der Kraft des gewaltfreien Aufstands vertrauend

das geknechtete jüdische Volk
unstillbar in sich die Sehnsucht nach Befreiung
erwartungsvoll mit Blick auf das Paschafest
voller Hoffnung dass ein Aufstand beginnt
die Stadt erfüllt mit revolutionärem Duft

Jesus handelt nicht alleine
seine Bewegung hat Ziele und eine Strategie
sie kennt die prophetischen Verheißungen
sie provoziert die Herrschenden
sie vertröstet nicht mit einem Später

Inmitten von Leid und Unterdrückung
beginnen Menschen zu tanzen
sprechen sich Mut zu
singen Lieder der Befreiung
und rufen Hosanna.

klaus.heidegger, Palmsonntag 2020

Kommentare

  1. Danke für diesen Text! Für mich ist der Palmsonntag seit einiger Zeit der Lügensonntag, weil wohl dieselbe Menschenmenge eine Woche später ruft „kreuzige ihn!“ Ein Symbol für die kranke Wechselhaftigkeit der Menschen. Doch was an Positivem im heutigen Evangelium steckt hast du hier gesagt, und damit die Sehnsucht der kranken Menschen nach einer gewaltfreien Erlösung….

    1. Lieber Michael, sozialhistorisch dürfte es so gewesen sein, dass jene, die am Palmsonntag Hosianna rufe, die Jesus als Messias feierten, nicht jene waren, die dann später „kreuzige ihn!“ gerufen haben. Es waren zwei ganz unterschiedliche Schichten in der Bevölkerung. Letztere dürften BewohnerInnen der Stadt Jerusalem gewesen sein, die abhängig waren von der jüdischen Lokalaristokratie, die Palmsonntagsrufer waren vorwiegend Galiläer, die zum Paschafest in Jerusalem waren und auf eine Befreiung warteten.

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