Meine Kirche will wie Jesus das Herz und die Hände vorrangig bei den Armen und Ärmsten haben: dafür steht die ksoe.
Meine Kirche will sich beschäftigen mit den Ursachen von Not und der Lösung sozialer Probleme: für solche Grundlagenarbeit steht die ksoe.
Meine Kirche will, dass der Sonntag Sonntag bleibt und frei von Arbeit und frei für die Fülle des Lebens ist: ein solches Anliegen ist bei der ksoe geborgen.
Meine Kirche will Menschen begeistern für eine politisches Engagement im Sinne ihrer Soziallehre: dafür bildet die ksoe.
Meine Kirche will kritisch sein gegenüber den politisch und wirtschaftlich Mächtigen: eine kritische Unabhängigkeit garantiert die ksoe.
Meine Kirche will Stellung beziehen, damit ein Gutes Leben für alle möglich wird: dazu arbeitet die ksoe.
Meine Kirche will im Dialog sein mit Politik und Wirtschaft: diese Kommunikation pflegt die ksoe.
Klaus Heidegger,
Vorsitzender der Katholischen Aktion der Diözese Innsbruck, 4.7.2020
Zum Hintergrund dieses Textes:
Schon viele Jahre begleitet mich die Arbeit der ksoe in meinen verschiedenen ehren- und hauptamtlichen Funktionen in Gliederungen der Katholischen Aktion auf österreichweiter wie auf diözesaner Ebene. Besonders als Bundessekretär der Katholischen Jugend und Katholischen Jugend Land Österreichs schätzte ich die verlässlichen Expertisen. Im Zusammenhang mit meiner Dissertation im Bereich der Sozialethik gab es vielfältige Kooperationen mit Personen, die in der ksoe beheimatet waren. Erwähnt seien Pater Büchele, Pater Riedelsperger sowie Lieselotte Wohlgenannt. Die ksoe-Nachrichten und Dossiers wurden dann später eine der Hauptquellen für meine Tätigkeit in der Schule sowie in anderen kirchlichen Feldern.
Deswegen irritiert mich nun die Art und Weise, wie seitens der Bischofskonferenz die ksoe infrage gestellt wird. Ich mag nicht vermuten, dass es mit den klaren Positionierungen der ksoe zu tun haben könnte. Diese liegen ja hautnah an den letzten Sozialenzykliken von Papst Franziskus. Liegt es nur – wie so oft bei solchen Entscheidungen – an den Finanzen? Dann freilich hätte auch eine andere Vorgangsweise gewählt werden können, jene des Dialogs mit den Verantwortlichen der ksoe.
Gerade angesichts der großen sozialen und ökologischen Probleme – der Erderhitzung, der Verelendung in weiten Teilen der Welt, der hohen Arbeitslosigkeit bei uns, der fortbestehenden Genderungerechtigkeit, der ungelösten Migrationsfrage und der Abwehr von flüchtenden Menschen, der vielen Kriege und der steigenden Kriegsgefahr bis hin zu atomaren Gefahren – braucht die Kirche eine Einrichtung, in der sich die Beschäftigung mit diesen Überlebensfragen bündeln kann. Mein Wunsch ist, dass die zuständigen Bischöfe der ksoe unter die Arme greifen, ihr aber nicht das Messer ansetzen.
Bild: Ausschnitt von der Fußwaschung am Gründonnerstag, Sinnspitze der Soziallehre der Kirche
Kirche 2020 – Jede Hoffnung zwecklos
Jetzt werden der katholischen Sozialakademie von der Bischofskonferenz mittels „Relaunch“ die Wadln nach vorne gerichtet. Ein AUS hats mit den Gleichnissen und Spinnereien von Jesus. Aus für reale sozialpolitische Reflexionen über die Niederungen des Alltags und der ArbeitnehmerInnenwelt. Ein AUS für wissenschaftlich fundierte Lebensentwürfe mit christlich-ethischen Gesellschaftsvisionen. Arm- und Reichdebatten, Ökonomie- und Ökologiedebatten, ade. Aus für die katholische Soziallehre, auf die sich in den besten Zeiten sogar polit. Parteiprogramme beriefen.
Und da gabs im Februar auch noch das apostolische Amazonas-Schreiben des Papstes. Kein Wort der Hoffnung für Frauen in der Kirche.
Keine Lockerung des Pflichtzölibats. Kein Hauch von Aufklärung oder humanistischen Gleichbehandlungsideen.
In Oberösterreich sollen 487 Pfarren mit dem Jonglieren von Umdefinitionen in 40 neue Pfarren verwandelt werden. Dann haben wir wieder die Kapazität mit genug männlichen zölibatären Priestern.
Ist letztlich völlig egal, die Kirchenbänke sind schon lange leer.
Fritz Baumgartner
St. Georgen/Gusen
Danke – für diesen TEXT! Für die Weite, die Anerkennung und die Botschaft darin!