Weinstock und Reben

wenn Jesus ist wie Gott
dann ist Verbundenheit mit Jesus
ein Verbundensein mit Gott

verbunden können wir sein
wie Weinstock und Reben
eine bestärkende Beziehung

wenn Gott ist Liebe
und Liebe ist konkret-sinnlich
dann ist jedes liebende Verbundensein göttlich

verbunden können wir sein
wie Weinstock und Reben
eine liebende Beziehung

wenn Verbindung gelingt
zwischen Reben und Weinstock
dann werden Blüten und Früchte wachsen

wenn Reben abgeschnitten sind
vom Weinstock der Liebe
dann gibt es kein erfülltes Leben

wenn Reben verbunden sind
mit dem Weinstock der Liebe
dann wird Leben gelingen

dann werden wir kosten vom Wein der Liebe
dann werden wir satt werden von süßen Beeren
das wird ein Fest sein

klaus … 2. Mai 2021

 

Vom Weinstock und den Rebzweigen – zu Joh 15

Weinstockmetapher

Passend für die Zeit zwischen Auferstehung und Pfingsten werden in den katholischen Kirchen die Ich-bin-Worte aus dem Johannesevangelium gelesen. Am 4. Sonntag nach Ostern wurde das Evangelium vom Guten Hirten bedacht. Der Evangelist Johannes identifiziert Jesus mit einem „Guten Hirten“, der sich liebevoll um seine Schafe kümmert. Eine Woche später lesen wir im 15. Kapitel bei Johannes, dass Jesus seine Gemeinde mit Rebzweigen vergleicht, die vom Weinstock her leben.

Wo Jesus lebte, mehr noch aber dort, wo die ersten christlichen Gemeinden sich ausbreiteten, waren Weinstöcke allgegenwärtig. Im Süden meines geteilten Heimatlandes, wo Weinberge die Landschaft prägen, dürften diese Bilder besser verstanden werden. Aus meiner Nordtiroler Sicht gibt es im Herbst die Weintrauben und über das Jahr verteilt schätze ich die Rosinen als Kraftspender. Der Weinstock und die Rebzweige sind zunächst nicht in meinem Blickfeld. Deswegen muss ich mich etwas in die Botanik dieser Pflanze hineinfühlen und einen Blick in die Weinbaugebiete machen, um zu verstehen, was Johannes und sein Team mit diesem Bild wohl meinten.

Lebenskraft inmitten von Bedrohungen

Erstens ist es wohl die Erfahrung einer tiefen Beziehung mit Jesus, die gerade in schwierigen Situationen – und für die Gemeinde des Johannes ging es um ein tägliches Überleben angesichts einer Verfolgungssituation – Lebenskraft und Lebenswillen spendet. Jesus ist nicht der Wein, der uns trunken machen könnte. Jesus ist der Weinstock selbst. In Verbindung mit dem Weinstock Jesus können seine Jüngerinnen und Jünger wie Rebzweige leben und lieben, zugleich werden es die Rebzweige sein, die vegetativ den Weinstock aufleben lassen. So werden auch Weinstock und Rebzweige süße Früchte wachsen lassen können und Blätter, die diese beschützen.

Wachstum und Leben durch Beziehung

Zweitens ist es die Erfahrung, dass diese Beziehung eine Rebenexistenz ermöglicht. Weil es die Nährstoffe und den Saft aus dem Weinstock gibt, der sich tief in die Erde verwurzelt, können die Rebzweige in die Höhe und Breite wachsen und jeden Frühling wieder austreiben, bis die Blätter und Blüten wachsen, aus denen dann Trauben und Beeren hervorgehen. In der Hitze des Sommers werden die Blätter der Reben Schatten spenden für jene, die darunter ausruhen wollen. Reben sind widerstandsfähig und verlieren auch im Alter nicht ihre Kraft.

Damit ist das Bildgleichnis vom Weinstock und den Rebzweigen vor allem eine Beziehungsgeschichte. Eine Rebe kann nie für sich sein. Es stellt mich vor die Frage: Wie sehr lebe ich aus einer Jesusbeziehung? Und zugleich führt dies weiter zur Frage: Wie sehr bin ich als Rebzweig bereit, wie Jesus selbst für andere da zu sein? Mehr noch aber muss die Frage gestellt werden: Was ist der Weinstock wirklich, der mir Kraft und Leben schenkt, um gute Früchte wachsen zu lassen.

  1. Mai 2020, Klaus Heidegger