Home to go – Objekt 3 zur Petrus-Canisius-Ausstellung „Gebt mir Bilder!“

Behausungsverlust

schwer die Last
gebückt der Mensch
trägt sein letztes Hab am Rücken
das Dach eines Hauses nur
es schützt nicht mehr
es drückt hinunter
ein Heim verloren
wer hilft ihm nun?

zu viele sind es
die verloren ihr Haus
zerstört das Glück
zerstört die Geborgenheit
und sind auf der Flucht
gebückt
fast kriechend am Boden
und rufen „Hilfe!“

kräftig der Mensch
noch trägt er die Last
noch hat er die Hoffnung
das Dach des verlorenen Hauses
wie Flügel am Rücken
wird er gerettet?
wird er neu finden ein Glück?
allein wohl nicht!

Home to go

Der Kurator ließ zwei großformatige Farbfotographien an die nordseitige Fassade des Chorraumes der Jesuitenkirche hängen. So sind sie gegenüber dem Porträt von Petrus Canisius, das in den typischen Magentatönen von SUSI POP ausgeführt worden ist. Aber dazu wieder später. Wie passt das Wirken von Petrus Canisius zu diesen Bildern? Sie stellen dar, wie ein Mensch seine Behausung verliert, wie er auf der Flucht ist, ungeschützt, fast nackt, nur mit den Resten dessen, was ihm einst Heimat war. Der albanische Künstler Adrian Paci stellt in seinen Fotoarbeiten und Performances den Verlust von Behausungen dar. Beim Nachdenken über diese Bilder sehe ich nicht nur das Schicksal der vielen Flüchtlinge, die heute teils in katastrophalen Elendslagern eingepfercht sind, ich sehe auch den Verlust der seelischen Behausungen, den Verlust von Geborgenheit in den Familien und Beziehungen. Aber auch die globale Behausung – das gesamte Ökosystem – ist heute durch Erderhitzung, Verlust von Biodiversität oder Ressourcenerschöpfung Es ist gut und wichtig, dass dieses Thema der zerstörten „Häuser“ dorthin geholt wird, wo das Evangelium verkündet wird, denn auch Jesus sprach in seiner Gerichtsrede die Worte „ich war nackt und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen“, und wo das Sakrament der Eucharistie gefeiert wird, das immer auch das Sakrament des Teilens ist.

Klaus Heidegger, 27.5.2021