normal soll es nicht werden
dass Kondensstreifen den Himmel durchkreuzen
und Emissionen die Erderhitzung befeuern
normal soll es sein
Flughäfen zu meiden
und Schönheiten daheim zu entdecken
normal soll es nicht werden
dass Autokolonnen durch Täler sich wälzen
und Lärm ein Leben in ihnen prägen
normal soll es sein
sich achtsam zu bewegen
und dabei Freude zu spüren
normal soll es nicht werden
dass in Besäufnissen die Vernunft wird ertränkt
und Müll sich türmt in den Straßen
normal soll es sein
Ressourcen zu schonen
und Schönes zu bewahren
normal soll es nicht bleiben
dass Kriege werden geführt
und Waffen nicht schweigen
normal soll es sein
die Rüstungsindustrien zu stoppen
und Menschen für Friedensdienste zu bilden
normal soll es nicht bleiben
dass Flüchtlinge ertrinken im Meer
und vegetieren in schrecklichen Lagern
normal soll es sein
dass wir uns alle öffnen der Not
und entdecken Wege zu einem guten Leben für alle
normal soll es nicht bleiben
dass Reiche werden reicher
und Arme werden mehr
normal soll es sein
dass Reiche helfen solidarisch
und Verarmte neue Chancen bekommen
normal soll es nicht bleiben
dass Einsame einsam bleiben
und in den Nächten weinen
normal soll es sein
sich neu umarmen zu dürfen
und Gott in jedem Du zu spüren
klaus.heidegger, 4.7.2021
4. Juli 2021 – Nach der Lektüre der heutigen Sonntagszeitungen
Es wird berichtet von einer weiteren Flüchtlingskatastrophe vor der Küste Tunesiens – 46 Menschen sind ertrunken, von der Hungersnot in Äthiopien – eine halbe Million ist vom Hungerstod bedroht, von zunehmenden Kämpfen in Afghanistan, von den Folgen der Partys nach dem Ende der Corona-Sperren in den verschmutzten Straßen Innsbrucks entlang der Partyzonen. Die letzten Tage mit extremen Wetterereignissen – Tornado in Tschechien, Hitzewelle bei uns, schwere Unwetter sowie 50-Grad-Temperaturen im Westen Amerikas – würden es nahelegen, dass es in puncto Klima kein Zurück zur alten Normalität geben darf. Wenn 90 Prozent der Meere bereits leer gefischt sind und alle 2,5 Sekunden Tropenwald von der Größe eines Fußballfeldes verschwindet, wenn auf jeden lebenden Menschen eine Tonne Plastik kommt und das Eis auf den Polarkappen und auf unseren Bergen schmilzt, wenn in Österreich der Temperaturanstieg bereits um 2 Grad gestiegen ist und 59 Prozent Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, wenn in Österreich pro Minute 100 Quadratmeter Boden verbaut wird und nur noch 7 Prozent der heimischen Fläche als „sehr naturnah“ einzustufen ist – dann braucht es eine andere „Normalität“, eine neue Normalität von ökologischer Achtsamkeit. Angesichts des sichtbaren Kippeffekts im Weltklima ist der Grand Prix von Österreich ein ökologischer Skandal.