Die Elfergruppe zwischen Pinnistal und Stubaital ist ein eigenes Minigebirge. Es ist, als hätte man Dolomitengipfel in diese Täler importiert. Der Elfer ist nicht ein Gipfel, sondern eine fast verwirrende Vielfalt von Türmen und Gipfeln. Schon von unten, vom Tal aus, wirken sie imposant und fast unbesteigbar für Normalbergsteigende.
Wir haben bewusst einen frühen Aufbruch gewählt. Um halb sechs sind auf der riesigen Parkfläche vor der Elferbahn-Talstation in Neustift nur zwei, drei Autos, die wirken, als hätte sie jemand vergessen. Im Tal wird noch geschlafen. Erst in drei Stunden wird der Trubel des Massentourismus losgehen. 960 m. Wir wählen mit unseren Mountainbikes zunächst einen nicht befahrbaren Steig – wird kurz zur Schiebestrecke, bis wir dann den Fahrweg finden, der im Winter die Rodelbahn ins Tal hinunter ist. Es sind 13 Kehren immer in angenehmer Steigung bis zur Elferbahn-Bergstation auf 1794 m.
In Serpentinen schlängelt sich von dort ein Touristenpfad entlang der Skipiste zur Elferhütte (2004) hinauf, die stolz auf einem Bergrücken wie ein Adlerhorst gebaut ist. Da sind sogar an manchen Stellen grüne Plastikteppiche über den Steig gelegt, wahrscheinlich um ein zu starkes Austreten zu verhindern. Elferhütte. Eine Frau wischt die Feuchtigkeit von den roten Tischen und Bänken, die vor der Hütte stehen.
Nebel hält sich um die Bergspitzen. Der Wind spielt mit den Wolken. Für mich unangenehm, weil ausgesetzt und auf schotterig schmalem Steig direkt über steilen Felsflanken, geht es relativ lange zum Einstieg. Ich mag solche ausgesetzten Steiglein einfach nicht! Der Name Gamssteig passt dazu. Die ersten Meter kurz vor dem Einstieg sind dann noch frei zum Klettern. Danach ist das Stahlseil eine richtige Erleichterung. Imposant geht die Route zwischen den beiden Elfertürmen hinauf. Es sind immer genug Tritte und Haltepunkte und die Kletterei selbst ist dadurch nicht schwierig. Laut Führer sind es C-/D-Stellen. Nach dem eigentlichen Ausstieg gibt es noch eine Wandkletterei auf den Westlichen Elferturm. Ich wusste nicht, dass das eigentlich eine Einbahn ist. Also wieder retour und über Bänder, Kamine und Felsstufen zur Elferscharte. Dort treffen wir auf die ersten Menschen am heutigen Tag, die den Normalweg von der Elferbahn genommen hatten. Nur wenige Meter sind es bis zum 2. Gipfel am heutigen Tag: Der Elferspitze. Sie zählt zu den 7-Summits des Stubaitales. Ein kleines Kreuz. Am Gipfel selbst ist nicht einmal Platz zum Sitzen. So machen wir unsere erste Rast am Elferjoch. Wir entscheiden uns, danach die Überschreitung des Elferkofels über den Klettersteig zu machen. Dass das mit so vielen Auf- und Ab-Kletterstellen über luftigen Grat und über zahlreiche Felsstufen verbunden ist, war dann sehr überraschend. So bin ich mental dann schon froh, endlich das Klettersteigset am Zwölfernieder ablegen zu können. Allerdings entscheiden wir uns dann noch, auf die Zwölferspitze zu gehen. Sie liegt ja zum Greifen nahe. Mit ihrem dunklen Kristallingestein unterscheidet sie sich vom brüchig-grauen-weißen Dolomit des Elferkammes. Am Gipfelaufbau heißt es nochmals vorsichtig zu klettern.
Richtig erholsam ist es dann, den Panoramaweg auf der Westseite des Elfermassivs hinauszugehen. Unten ist das Pinnistal und auf der anderen Seite erheben sich mächtig die Wände des Serleskammes mit Kirchdachspitze und Kesselspitze. Rund um die Elferbahn-Bergstation hat an diesem Nachmittag der Eventtourismus eingesetzt. Eine bunte Mischung von Paragleitern, Wanderern, Mountainbikern oder Touristen, die die Aussicht am Panoramarestaurant genießen. Mit dem Rad geht es flott hinunter. Es war eine gelungene Tour – und wieder sehr motivierend, mit einer Person unterwegs zu sein, die sich so sicher und unermüdlich in der Bergwelt bewegt.