Für mich ungewohnt geht es heute zunächst von Maurach aus mit der Seilbahn in die Höhe. Es ist die erste Bahn, die bereits um 8.00 Uhr hinauffährt. Von der Bergstation sind es nur wenige Meter bis zur Erfurter Hütte. Dort erwartet mich eine Flut von gelben Wegweisern. Eine davon ist mit der Aufschrift: „Fünf-Gipfel-Klettersteig“.
Der Rofan ist mir unbekannt. Die heutige Kletterei stand schon lange auf meiner Wunschliste. Noch nie war ich hier bergsteigen. Das Wetter dürfte passen. Und wenn ein Gewitter käme, so ließe sich die geplante Tour über den 5-Gipfel-Klettersteig schnell abbrechen, weil ein Ausstieg nach jedem Klettersteig möglich wäre. Das Besondere ist, dass sich fünf Klettersteige der Reihe nach kombinieren lassen. Leider wird der Einstieg zum ersten Klettersteig verpasst, weil auf die gelbe Hinweistafel „Haidachstellwand“ jemand „Ausstieg“ dazu geschrieben hatte. So beginnt also die Klettersteigtour nach einem ca 40-minütigen Aufstieg von der Bergstation weg gleich mit der steilen und äußerst ausgesetzten Besteigung des Rosskopf. Es sind auch D-Kletterstellen dabei und sonst meist C – aber alles enorm ausgesetzt. 150 Meter beträgt die Klettersteighöhe vom Einstieg weg. Bin dann froh, am Gipfel zu sein. Allerdings gibt es kein mentales Ausschnaufen. Es folgen Abstiege mit weiteren Klettersteigpassagen und freiem Gehen auf engen Steigen über den Abgründen. Der Klettersteig hinüber zur Seekarlspitze quert unter anderem eine senkrechte Wand. Sehr kurz ist der Weg dann zum dritten Klettersteig auf das Spieljoch. 3. Gipfel. Der Weg hinunter ist verbunden mit steilen und äußerst ausgesetzten Steiglein. Ich bin dann immer froh, wenn zwischendrin ein Stahlseil zu finden ist. Der vierte Steig schließlich führt auf den höchsten Gipfel des Rofan: der Hochiss. Es bleibt noch Zeit, um zunächst den Normalabstieg vom Hochiss hinunter und dann die ganze Querung entlang der Gipfel zu machen, wieder auf als schwarzem Bergweg markiertem Steig zum Spieljoch (das ist gezählt der 5. Gipfel heute) und dann hinüber auf die Rofanspitze, die wiederum ein ganz anderes Panorama bietet: Vom Klettersteiggehen bzw. Balancieren auf engen Stiegen habe ich genug. Blicke ins Unterinntal und seine Seitentäler, auf den Reintalersee und in die bayrische Bergwelt bieten sich von diesem großartigen Aussichtsberg, der sich ganz einfach besteigen lässt. Es ist ein beeindruckendes Panorama. Imposant wirken vom Gipfel der Rofanspitze die vier Gipfel, die zuvor erklettert worden waren. Es geht zurück über die wunderbaren Alpen-Blumenwiesen und vorbei an zwei Seen. Höhenmeter wurden es an diesem Tag zwar nur 1251, aber gesamt dann doch 17 Kilometer Berg- und Kletterstrecken.