Mit dem Mountainbike geht es am frühen Morgen hinauf zum Padasterjochhaus auf 2232 m. Der Fahrweg ist sehr gut beschaffen und nie so steil, dass man aus dem Tretrhythmus kommen würde. Sonnenaufgang – wird sie es schaffen, auch in andere Dunkelheiten des Lebens Wärme und Licht zu bringen? Das denke und fühle und frage ich mich beim meditativen Hinauffahren. Die Almvegetation hat bereits begonnen, sich ein Herbstkleid anzuziehen. Rot leuchten Heidelbeerstauden. So früh am Morgen ist sonst noch niemand unterwegs. Auch jetzt vom Norden über dem Almgelände sieht der charakteristische Gipfelaufbau wie ein Kirchdach aus – mehr aber ähnelt es diesem Gebäude vom Gschnitztal aus, wo das Gipfelmassiv mit der mächtigen Südwestwand unbesteigbar erscheint. Die breiten Felsausläufer nach Südosten stellen ein Kirchendach dar, der Gipfel mit dem Kreuz den Turm. Vom Padasterjochhaus zieht der Steig exponiert zum Nordgrat vom Kirchdach. Es heißt hier sehr vorsichtig die Schritte zu setzen. Im steilen Schrofengelände sind Steinböcke. Nur mehr 3 Prozent aller Wirbeltiere sind weltweit freilebend, stand in einer heutigen Sonntagsausgabe. Diese Steinböcke gehören definitiv dazu. Im Gipfelbereich sind Drahtseile und selbst eine Aluleiter hilft über einen Felsaufschwung hinweg. Zu dritt sind wir am Gipfel (2840) an diesem strahlenden Sonntag in der Mitte des Septembers. Dankbar für zufällige Begegnung. Doch es gibt wohl nicht wirklich Zufälle. Der Rückweg wird über die Hammerspitze gewählt. Überraschenderweise führt der Steig jedoch nicht über den Südgrat, sondern zunächst auch wieder exponiert an den steilen Westhängen mit Tiefblick ins Pinnistal vorbei, bis es bei einem Joch dann die nördlichen Wiesenhänge hinauf auf den Gipfel (2641) geht. Verlockend wär’s nun, die ganze Rundtour weiter zu wählen – über Wasenwand, Roter Kopf, Kesselspitze, Peilspitze bis hinüber zum Blaser. Aber ein anderes Mal. Mein Kopf ist schon bei den Schulvorbereitungen und die Kaspressknödel und das Rad warten am Padasterjochhaus. Die Garmin-Uhr speichert für heute: 26 Kilometer und 1979 Höhenmeter. In der Seele gespeichert sind Begegnungen.