Die Folgen der Erderhitzung
Kein Tag vergeht in diesen letzten Wochen des Jahres 2021, an dem nicht irgendwelche Meldungen über die Folgen der Erderhitzung durch die von Corona dominierten Nachrichten dringen. Auf den Philippinen verwüstete ein Tornado weite Küstengebiete. Ein Hurrikan wütete in einigen US-Bundesstaaten. Im Kamerun herrscht aufgrund von enormer Dürre eine Hungerkatastrophe rund um den Tschadsee. Aber nicht nur dort. Die Folgen der Erderhitzung mit Dürren und Unwetterkatastrophen und darauf folgender Verarmung, Ernteausfällen, Hunger und Migration betreffen weite Teile der Welt, wie besonders dramatisch in Afghanistan, Madagaskar, Äthiopien, Nigeria oder der Sahelzone. Ein gerade veröffentlichter Bericht dokumentiert die Hitzewelle in der Arktis – es habe dort im vergangenen Sommer Temperaturen bis zu 38 Grad gegeben. Die Klimafrage ist zur Schicksalsfrage für die Menschheit geworden und verbindet diese weltweit miteinander.
… und die Verantwortung beim Wintersport
Ortswechsel: Die unterschiedlichen geographischen Orte – ob hier in Tirol oder irgendwo in Afrika – hängen in der Klimafrage direkt zusammen. Wir könnten es hier in Tirol alle sehen, hören und riechen. Der Wintersport ist – was die Massen betrifft – mit einem enorm hohen Energieaufwand und damit auch Treibhausgasemissionen verbunden. Der unvergleichlich größte Teil betrifft dabei die Autofahrten zu den Ausgangspunkten des Sportelns. An den Wochenenden haben die Bewohnerinnen und Bewohner von Ötz-, Stubai- oder Zillertal kaum mehr Möglichkeiten, selbst die Straßen zu benützen, ohne irgendwo im Stau zu stehen. Bevor ich jetzt den Stempel „Öko-Fundi“ bekomme, gestehe ich gleich zu Beginn: Nicht bei jeder Skitour gelingt es auch mir, auf eine Autofahrt zu verzichten. Dann fahre ich auch gerne mit, um zum Startpunkt einer Tour zu kommen, bin dankbar dafür und die Autoscham ist umso kleiner, je mehr Personen im Auto sitzen, je kürzer die Anfahrtszeit und je unvermeidbarer die Autofahrt ist. Meine Skitourenausrüstung ist äußerst leicht, um zu einem Startpunkt mit dem Rad zu kommen – und so kann manche Tour schon bei der Haustür beginnen oder in Kombination mit Rad-Zug-Rad-Tour oder Rad-Auto-Tour.
Auf den Loipen von Seefeld
Eine öffentliche Anreise ist vor allem zu den Langlaufzentren meist problemlos. Zur Langlaufjahreskarte Seefeld-Leutasch gibt es gleich die Möglichkeit, gratis den Zug zu benützen. So ist die Fahrt von Innsbruck – mit dem Rad dorthin zum Bahnhof – nach Seefeld bereits eine kurze meditative Erholung. Die 10 Minuten vom Seefelder Bahnhof bis zur Loipe eignen sich als Aufwärmübung vor dem Skaten und danach als Cool-Off-Phase. Dann wähle ich vor allem jene Strecken, die weitab von den Massen sind. Wenn ich um 9.00 beim Seekirchl in Seefeld losstarte, bin ich meist noch allein. Am Eislaufplatz bei der Garderobe dröhnt noch keine Musik. Um diese Zeit sind noch einige Schneekanonen auf den ersten Kilometern der Loipe in Betrieb. In der WM-Arena ist es ebenfalls noch ruhig. Schon ab der Abzweigung hinauf die schwarze Loipe nach Mösern beginnt die Einsamkeit und meditativ skate ich durch die Wälder. Meine Skatingski sind alt und so stören mich fallweise die kleinen Steinchen nicht, die auf der Loipe liegen. Ganz einsam ist es zu dieser Morgenstunde am zugefrorenen Möserer See. Noch ist die Eisdecke aber zu dünn, um darauf Eislaufen zu können. Ich nehme das Bild vom zugefrorenen See mit, über den die aufgehende Sonne Strahlen wirft, denke dabei auch an die kleinen Sonnenstrahlen, die in meine Dunkelheit hinein leuchten. Es geht weiter Richtung Buchen und ich liebe die steilen Abfahrten hinunter. Die Hohe Munde kommt immer näher. Sie ist ein Eye-Catcher. An diesem kalten Tag tragen die Zweige der Bäume funkelnd-weiße Schneekristalle. Lottensee – Wildmoos – und wieder zurück nach Seefeld, wo es nach gut einer Halbmarathondistanz und mehr als 500 Höhenmetern mit dem Alleinsein vorbei ist. Ist die Spur flott, so geht sich dies unter zwei Stunden aus. Die Einsamkeit ist in der mir fremd-mondänen Welt des Hoteldorfes jedoch deutlicher spürbar als in den einsamen Waldrunden davor. Es fühlt sich nach einer anderen Einsamkeit an. Am Bahnhof wartet der Zug – hinunter ins Tal und die Stadt mit den vielen Autos und einer Smog- und Lärmdecke. Sie müsste nicht sein, bliebe Autofahren die Ausnahme und nicht die Regel. In der Stadt treffen sich an diesem 4. Adventsonntag die Impfskeptiker und treten gemeinsam mit jenen auf, die auch zu den Klimaveränderungsleugnern zählen. Unvernunft paart sich mit Unvernunft und gebiert gefährliche Entwicklungen. Anstatt gemeinsam an den großen Überlebensfragen zu arbeiten, wird gespalten.
Klaus Heidegger, 18.12.2021