Wenn ich über meine Touren in den Bergen schreibe, so verzichte ich in diesem Schreiben bewusst in Sprache zu bringen, was wichtiger ist als die Höhen und Tiefen, als die Sonne, der Wind und die Wolken: die Begegnungen mit Menschen oder manchmal auch das einsame Nachdenken über aktuelle und vergangene Erfahrungen. Zugleich will mein Schreiben nicht eine Kopie einer xten Beschreibung einer Ski- oder Bergtour sein, von denen sich dankenswerterweise immer mehr in der digitalen Welt finden. Mein Schreiben ist vielmehr wie eine Reflexion auf diese Berichte, wie es sich anfühlt, bestimmte Routen zu gehen zu einer bestimmten Zeit unter bestimmten Bedingungen – die in den Bergen jeweils anders sind – und vor allem mit bestimmten Menschen. So auch die heutige Sonntagstour. Mit Rücksicht auf die Zeit, den Lawinenlagebericht, die Wettersituation und vor allem mit Abstimmung auf die Begleitung stand ein kleines Ziel am Programm, das ich als jemand, der gerne viele Höhenmeter geht und der die 3000er am liebsten mag, immer links liegen ließ. Zu Unrecht.
Der Startpunkt ist bei der Krepperhütte auf 1360 m. Das warme Wetter hat den Schnee noch nicht weggeputzt und der kurze Weg auf der Rodelbahn und dann die gespurte Waldroute hinauf bis zu den Almböden der Largozalm ist gut begehbar. Der Wald – zwischen Föhren, Fichten und Zirben – ist wunderschön und wird immer lichter. So früh am Vormittag ist sonst noch niemand unterwegs. Die weiten Hänge hinauf zum Largoz sind zerfurcht. Unser Ziel liegt aber ohnehin weiter südlich. Die alte Aufstiegsspur ist nicht mehr sichtbar und so lässt es sich spuren im Schnee, der aufgrund des kalten Windes heute pulvrig bleibt. Der Sturmwind der letzten Tage hat vor allem am Grat zwischen Largoz und Wattenspitze zauberhafte Schneeskulpturen geschaffen. Es geht durch ein Felslabyrinth, in dem der Wind mit den Schneeflocken spielt. Ein schmiedeeisernes Kreuzchen auf einem Felsblock markiert den höchsten Punkt der Wattenspitze. Unten im dichtbesiedelten Inntal liegt kein Schnee. Manche Felder sind schon frühlingshaft grün. Der markante und formschöne spitze Gipfel vom Haneburger ist verlockend nahe. Wohl ein nächstes Ziel für einen anderen Tag. Heute: Aufstieg knapp 1000 Höhenmeter.
Die Abfahrt ist durchmischt. Windverblasen am Grat, Pulverschnee in den oberen Hängen, schon bruchharschig Richtung Largoz und von dort skitechnisch steil und herausfordernd durch die Waldschneisen zurück zur Krepperhütte.