zeitig

dir glaubend
dich liebend
auf dich hoffend

du in der Zeit
im Augenblick
in der Ewigkeit

im Gestern
im Heute
im Morgen

im Blühen
im Duft
in den Farben

in der Verletzlichkeit
in der Stärke
in der Sanftheit

Rosafarbene Rose

Es störte ihn nicht, dass die Regentropfen auf seinen Radhelm prasselten und kleine Bäche über sein Gesicht rannen. Sie nahmen wohl auch die Tränen seiner Traurigkeit mit. Triefend nass kam er in die Wohnung und er zog sich dort im Bad das Gewand aus und legte es gleich zusammen mit den Schuhen in die Badewanne. Das letzte Hagelgewitter hatte den Rosenstock im kleinen Garten zwischen der lauten Straße und seiner Wohnung geknickt. Im Schein der Straßenlampe ging er hinaus und knickte noch an der Bruchstelle den Stiel durch. Er spürte die spitzen Stacheln. Regentropfen, Blutstropfen, der nasse Rosenstrauch zwischen den nassen Gebüschen. Gleich daneben wuchs ein Kirschbaum, der erst im Frühjahr gesetzt worden war – auch dies ein Rosengewächs. Alleine und einsam saß er nun am Tisch beim Abendessen. Er musste an viele Rosengeschichten denken: An die Hochleistungsrosen aus Ostafrika, die mit Pestiziden und Nitraten aufgezogen werden und das kostbare Wasser der einheimischen Bevölkerung wegnehmen, an kurzlebige Rosen, die dann als Massenware für den europäischen Markt das ganze Jahr über verkauft werden. An die duftend roten Rosen, die er einmal in seinem Garten gesetzt hatte als Zeichen von Freundschaft und die ihn immer an den Kleinen Prinzen erinnerten. Nun tickte der Zeiger auf der großen Uhr über dem Küchentisch. Unter der Uhr die drei rosa Rosenköpfe, der Stiel in eine Wasserflasche gesteckt. Es schien, als führten sie mit der Zeit einen Dialog, als hielten sie die Achtsamkeit wach für das,  was in der Zeit wirklich wirklich zählt. Sekunde für Sekunde, Minute für Minute. Er nahm einen Stift und begann seine Gedanken zu verdichten …