Klimafreundlicher Kräuterklettersteig Stafflachwand

Tatsächlich trägt der Klettersteig den Namen „Peter Kofler-Klettersteig“. Manche sprechen von der Stafflachwand, wenn sie dieses Ziel angehen. Die Klettersteigangaben sind schnell angeführt: Es sind weniger als 300 Höhenmeter und dennoch 600 Klettermeter, weil sich die Hälfte der Route waagrecht von links nach rechts der Stafflachwand entlang bewegt. Der Steig ist maximal mit C-Stellen ausgewiesen. Dennoch gibt es an einigen überhängenden Stellen etwas Muskelkraft einzusetzen. Allerdings gibt es an den schwierigeren Stellen immer genügend Tritte. Wer bis zur ersten Ausstiegsstelle schon Schwierigkeiten hätte, sollte dort besser aufhören, weil es nicht einfacher wird. Zwei Seilbrücken machen das Steigen über den Abgründen zusätzlich attraktiv. Als klimafreundlich kann der Klettersteig bezeichnet werden, weil der Einstieg fast beim Bahnhof in St. Jodok liegt, der zumindest stündlich mit der S-Bahn in wenigen Minuten von Innsbruck aus erreichbar ist. Kräuterklettersteig deswegen, weil in der meist von der Sonne schnell aufgewärmten Wand eine Fülle an Pflanzen wächst, so als würde man durch einen senkrechten Kräutergarten klettern. Es riecht nach Wacholder – bzw. Sebenstrauch oder Stinkwacholder – und Schnittlauch und anderen Kräutern, die in den Ritzen der Felswand aus Bündnerschiefer wachsen, gerade so, als befände man sich irgendwo weit unten im Süden. Kräuterkundige Menschen könnten hier jedenfalls aus dem Vollen schöpfen, soll es doch  auch etliche botanische Seltenheiten geben. Während des Kletterns wandern meine Gedanken zum heutigen Doppelgedenktag: Zu Edith Stein, die  vor 80 Jahren in Auschwitz ermordet worden ist, sowie zu Franz Jägerstätter, der am gleichen Tag ein Jahr später ermordet wurde. In meinem Herzen leben beide weiter. Sie sind mir Vorbild. Am Ende des Klettersteiges ist ein liebevoll gestalteter Platz mit Tischen, Bänken, einem Getränkedepot zur freien Bedienung und einem Gipfelkreuz. Am Rande wachsen Beerensträucher. Ich koste von den Berberitzen. Manchmal hört man die Eisenbahn weit unten im Tal. Die Autobahn ist kaum hörbar, weil sie auf der anderen Talseite hoch über die Brücken führt. Panoramablicke hinein ins Valsertal und auf die Brennerberge, Stubaier- und Zillertaler Alpen. Auf dem Waldsteig hinunter zur Eisenbahnstrecke, die einer kitschig-idyllischen Modelleisenbahn-Szenerie gleicht, lässt sich gut reden über Dinge, die tief in der Seele geborgen sind und Herz und Hirn beschäftigen. Unten im Tal am Wald-Wiesenrand blühen Wiesensalbei, Alpen-Astern, Rotklee und andere Pflanzen, deren Namen ich gar nicht kenne. Wir klauben die Dosen zusammen, die irgendwelche Umweltferkel dorthinein warfen und können sie dann am Bahnhofs-Mistkübel entsorgen. Nach der Vormittagstour haben wir Kraft aus dem Kräuterklettersteig und aus Freundschaft getankt und der Tag ist noch lang genug für die vielen Dinge, die es zu tun gibt.