Wenn ich in diesen Septembertagen mit dem Rad durch’s Land fahre oder durch Innsbruck gehe, dann erschrecken mich die Hetzsprüche der Tiroler FPÖ auf den Riesenwerbetafeln oder den kleinen Dreieckständern irgendwo an den Straßenrändern. Nachdem in der ersten Plakatwelle, mit der die FPÖ das Land flutete, den „Asylanten“ ein „Abflug“ angedroht worden ist, fordern nun die Blauen ein „Duell um Tirol“. Die Wahlkampfstrategen haben auf dem Sujet ganz tief in die plumpe Propagandakiste gegriffen. Auf der linken Seite wird als aschgraue und grimmige Gestalt Toni Mattle abgebildet. Im goldenen Schnitt und wesentlich größer und voll in Farbe ist der Kopf von Abwerzger. Er strahlt und im Hintergrund flattert die offizielle Fahne in den Landesfarben Tirols und mit Adler. Volksnah heißt es unter dem zentralen Spruch „DUELL UM TIROL“: „Markus – wer sonst“. Als studierter Jurist hat der Tiroler FP-Chef Markus Abwerzger irgendwann Latein gelernt und kennt die Herkunft des Begriffes „Duell“ von „bellum“, der Krieg. Als Mitglied der berüchtigten schlagenden Burschenschaft „Skalden“ sind ihm Duelle auch vertraut. Zum Glück ist der VP-Chef Anton Mattle klug genug, um sich nicht auf dieses Duell einzulassen. Klar hat er formuliert, wie immer die Landtagswahlen am 25. September ausgehen werden, nicht mit der freiheitlichen Hetzpartei eine Koalition eingehen zu wollen. Etymologisch hat Duell mit Gewalt zu tun. Es geht um die „Ehre“, die darin liegt, einen Menschen, den man zum Gegner erklärt hat, zur Strecke zu bringen. Die Kampfrhetorik passt jedenfalls zum Stil der Kickl-FPÖ, die ein Brandbeschleuniger für soziale Spannungen in der Gesellschaft ist und nicht zum Zusammenhalt beiträgt, die emotionalisiert und nicht zu einer politisch sachlichen Auseinandersetzung führt. Auf einer inhaltlichen Ebene hat sich die FPÖ ohnehin mehrfach disqualifiziert, wenn sie beispielsweise den menschengemachten Klimawandel kleinredet oder mit dem Verweis auf die Freiheit der Autofahrer gegen ein Tempolimit 100 auf den Autobahnen eintritt. Ein Klimaleugner und Skalden-Burschenschafter, ein Kickl-Intimus und Anti-Migrations-Populist als Landeshauptmannkandidat: mir graut jedenfalls in diesen herbstlichen Tagen.
Klaus Heidegger
Die Herren (und Frauen?) auf dem rechten Rand der Politik haben noch nicht begriffen, wozu sie als Politiker berufen sind: Die Menschen in ihrem Wahlkreis zwischen den Wahlen zu führen, zu leiten, zu begleiten. Und zwar alle Menschen in ihrem Wahlkreis. Stattdessen wollen sie teilen, ausgrenzen, Zwietracht säen, Unfrieden schüren, Krieg führen im eigenen Land. Das sollen die Wähler endlich begreifen, besonders in diesen Zeiten, wo extremer Nationalismus wieder einmal viel Elend, Tod, Verzweiflung und enormen wirtschftlichen Schaden auf allen Seiten verursacht. „When will they ever learn? …“