mich frei atmen

Tief atme ich ein:
die klare Luft,
den Geruch frischen Schnees,
den Fallwind von Höhen,
steige schnell hinauf,
atme im Rhythmus des Schrittes,

steige immer höher,

als könnte ich mich lösen
vom Schmerz an dieser Welt:
dem Massenverkehr auf der Autobahn,
dem Gestank und Lärm der Autos,
dem Rausch von Motoren,
dem ungebremsten Ansteigen zerstörerischer Emissionen.

Tief atme ich ein,
die vielfachen Blautöne des Himmels,
das schneeweiße Weiß des Schnees,
das hellweiße Weiß der Sonne,
das Dunkelschwarz der Felsen,
atme im Rhythmus der Schritte,

atme immer tiefer,

als könnte ich hinausatmen,
die Wut über Krieg und Zerstörung:
die erschreckenden Bilder von Abertausenden auf der Flucht,
die grellen Blitze einschlagender Raketen,
das Blutrot der Getöteten und Verletzten,
das Wüstenocker vertrocknender Landstriche.

ich atme ein und spüre

den Wind der Ermutigung durch Gleichgesinnte,
dem Wahn zu widerstehen,
die Sonne durch die Nähe von Menschen,
die Hoffnung nährt,
die Buntheit im Leben,
wie die Farben der Berge,
die schwarzsehen vereiteln.

klaus.heidegger, 9.11.2023
(Bild: Skitour – Stubaier Gletscher am 8.11.2023)


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