Ohne „Hausverstand“ in die Sintflut

„Land unter Wasser“ heißt es in weiten Gebieten im Süden von Deutschland Anfang Juni 2024. Tagelanger Starkregen hat die Bäche und Flüsse anschwellen lassen, die nun Dörfer und Städte, Felder und Wiesen überflutet haben. Ein enormer Schaden ist für Menschen, die Landwirtschaft und die Habitate von Tieren entstanden. Das Ereignis erinnert an die Unwetterkatastrophen vom Juli 2021 in Deutschland an der Aar. Allerdings gibt es das sozialpsychologische Phänomen der Hochwasserdemenz. Wetterextreme hat es in den vergangenen Jahren immer häufiger gegeben. Sie alle gehen auf die Klimaveränderung zurück. Doch noch immer sind Politiker und politische Parteien wie blind für die Ursachen, die zu solchen verheerenden Extremwetterereignissen führen. „Weiter so…“ heißt es auf Seiten der konservativen Parteien und der österreichische Bundeskanzler Nehammer spricht vom „Autoland Österreich“ und nimmt Stellung gegen den im EU-Green-Deal vereinbarten schrittweisen Ausstieg aus dem klimaschädlichen Verbrennungsmotoren-Zeitalter.  Den vielzitierten „Hausverstand“ gibt es da wohl nicht für das „Haus Erde“. Anfang Juni ist wieder geschehen, was die Klimawissenschaft bzw. die Attributionsforschung seit vielen Jahren an Fakten bringt: Die erhöhten CO-2-Konzentrationen und Treibhausgase werden die Erdatmosphäre weiter aufheizen, die Wassertemperatur in den Weltmeeren wird dramatisch ansteigen, die Luftmassen werden sich viel leichter mit enormen Wassermengen füllen, die dann unter bestimmten Wetterverhältnissen in Starkregen sich entladen werden. Pro Grad Erwärmung kann die Atmosphäre etwa sieben Prozent mehr Wasserdampf speichern. In den Ländern der EU hat sich die Durchschnitts-Temperatur im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bereits um 2 bis 2,5 Grad erhöht. Auch die globale Erdtemperatur liegt mit 1,75 Grad-Plus bereits über den bei der Klimakonferenz von Paris vereinbarten 1,5 Grad. Der Klimawandel bedeutet zugleich, dass die Großwetterlagen stabiler bleiben. Wenn es regnet, regnet es länger, wenn es heiß ist, ist es länger heiß. Hinzu kommen eine weitgehend zerstörte Natur, Bodenversiegelungen und intensive Landwirtschaft, Flüsse und Bäche, die in Kanäle gezwungen werden. All dies sagt der Verstand, der die Fakten von Erderwärmung, Ozeanerwärmung, erhöhte Feuchtigkeitsaufnahme in die Atmosphäre, beeinträchtigte Lebensräume und stabile Wetterlagen miteinander verknüpft.

Der angebliche „Hausverstand“ bestimmter Parteien und ihre Politiker sieht jedoch anders aus. Die Autos mit den Verbrennungsmotoren gelten als die „heiligen Kühe“ für eine breite Bevölkerungsmehrheit. Da will sich jeder populistisch denkende Politiker die Stimmen bei den nächsten Wahlen holen. Eine Abstimmung für eine klimafreundliche Zukunft findet jedoch nicht nur an den Wahltagen statt, sondern für jede Bürgerin und jeden Bürger jeden Tag und bei jeder Wahl des Verkehrsmittels und bei jeder Kaufentscheidung. Wer weiterhin gedankenlos und ohne Hausverstand Emissionen in die Luft bläst, macht sich mitschuldig an gegenwärtigen und künftigen Unwetterkatastrophen. Man ist dann auch mitverantwortlich, wenn das Hab und Gut von Menschen zerstört wird oder Menschen sogar sterben. Eine nachhaltige Lebensweise sowie klimafreundliche Maßnahmen mit einem Aus für die Verbrennung von fossilen Brennstoffen sowie Renaturierungsmaßnahmen sind nachhaltige Strategien für eine Zukunft, in der sich Wetterextreme noch etwas einbremsen lassen werden.

Klaus Heidegger



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