Sanfte Wankspitze als sonntägliche AV-Öffi-Tour

Im Tourenprogramm des AV-Hall picke ich besonders gerne jene Touren heraus, bei denen die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln organisiert wird. Solches Mobilitätsverhalten passt auch zum Alpenverein mit seinem Anspruch, die größte Naturschutzorganisation Österreichs zu sein. Wie spielerisch einfach und entspannend diese Öffi-Varianten sind, wurde auch diesmal wieder erlebbar. Wer ein Klimaticket hat, ist dabei natürlich besonders privilegiert. AV-Ausweis und Klimaticket gehören irgendwie ohnehin zusammen. Mit Rad zum Bahnhof in Innsbruck. Mit Linienbus nach Frohnhausen am Mieminger Plateau. Wir sieben sind die einzigen im sonst leeren Bus. Chrissie hat als Tourenführerin alles perfekt organisiert. Langsam verziehen sich die Regenwolken. Anfangs geht es durch die typischen lichten Lärchen- und Föhrenwälder des Mieminger Plateaus. Die Seele atmet auf angesichts der reichen Vegetation. Hier kann der Farn besonders gut gedeihen. Ein Mann auf dem Weg zeigt uns stolz seine gefundenen Pfifferlinge und schwärmt vom Schwammerlgulasch mit Semmelknödel. Der folgende Anstieg zur Lack wird etwas steiler. Von dort geht es wieder über sanfte Steige und Wiesenhänge hinauf zur Wankspitze (2209). Die Bergwiesen sind nach den vergangenen Regentagen in einem kräftigen Grün.  Schroff fallen die Felsen Richtung Nordosten ab. Ein paar Bergsteiger kommen über den Wank-Klettersteig von der anderen Seite. Ich schaue dem Spiel der aufsteigenden Wolken zu, die manchmal den Blick hinunter ins Gurgltal oder auf’s Mieminge Plateau oder die beeindruckenden Gipfel freigeben und mit den Wolken ziehen meine Gedanken zurück an die beiden letzten Male, als ich hier war, im Schnee zu Beginn des Winters und im Sommer über den Klettersteig. Die Bergwelt ist aufgeladen mit Freundschaften und Begegnungen und neue kommen heute hinzu. Den Abstieg nehmen wir über Lehnberghaus und hinaus zum Gasthof Arzkasten und entlang von satten Wiesen zur Bushaltestelle in Obsteig. Auf der Mieminger Straße ist tosender Verkehr. Die Fahrt zurück mit dem Linienbus schenkt wieder einen Einblick in die bunte Vielfalt Tirols – ein Geschenk, das Menschen in ihren Individualkarossen nicht haben können. Im Bus sind Muslime und Muslimas, die anlässlich des gerade stattfindenden Opferfestes besonders schön gekleidet sind; neben einer Frau mit Kopftuch sitzt eine Tirolerin mit bauchnabelfreiem T-Shirt und Nasenring; neben Touristen, die etwas nervös Ausschau halten nach einem Aussteigeort sitzen Einheimische, die wohl jede Kurve auf der Fahrt nach Obsteig bis Innsbruck auswendig kennen. Es fällt auf, dass immer mehr ein Klimaticket vorweisen. Das Leben in der Stadt jedenfalls lässt sich nun wieder leichter leben, weil Körper und Seele dein Reichtum von Natur genossen haben und man selbst den ökologischen Fußabdruck dabei sehr klein halten konnte.

klaus.heidegger, 16.6.2024

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