Ein Rückblick auf den Weltlfüchtlingstag in Innsbruck

Beim interreligiösen Gottesdienst in der Spitalskirche in Innsbruck am gestrigen Weltflüchtlingstag (20. Juni) spürte ich Trauer und Wut zugleich. Trauer, dass die Zahl der Flüchtlinge weltweit größer wird, weil Kriege, bewaffnete Auseinandersetzungen, politische Unterdrückung und vor allem auch klimatisch bedingte Unwettersituationen immer noch mehr zunehmen. 117 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene gab es 2023. Allerdings sind unter ihnen weltweit nur 7 Prozent Asylsuchende. Ich spüre auch zugleich Wut, dass die Ökonomien und Politiken des Nordens und individuelles Verhalten der Massen in den Ländern des Nordens wesentlich zur den Fluchtursachen beitragen. Mit dem klimaschädlichen Verhalten – im Verkehr durch die Verbrennungsmotoren oder im unnötigen Konsum und ökologisch verkehrtem Lebensstil – steigt die Erderhitzung und mit ihr die Zahl der Unwetterkatastrophen. Mit der Kriegspolitik und den Rüstungslieferungen, zu denen auch europäische Staaten wesentlich beitragen, werden die Kriege genährt, deretwegen Hunderttausende in die Flucht getrieben werden. Dann denke ich auch daran, dass mit einem fast schon 3000 Kilometer langen Festungszaun Flüchtlinge aufgehalten werden, in Länder Europas zu kommen, dass mit menschenrechtswidrigen Pushbacks Flüchtlinge zurückgeschlagen werden und dass fast täglich Menschen im Mittelmeer auf den Fluchtrouten ertrinken. Ich bin wütend, dass gerade jene rechtsradikalen Parteien in vielen Ländern Europas am meisten Zulauf haben, die für eine Festung Europa eintreten und dabei das Asylrecht missachten. Und dennoch gibt es auch Hoffnung: Weil es auf internationaler und nationaler Ebene Organisationen wie die Flüchtlingsorganisation UNHCR der Vereinten Nationen gibt, die für die Einhaltung des Menschenrechts auf Asyl eintreten und vor Ort den Flüchtlingen Hilfe geben. Ich bin dankbar für die zivilgesellschaftlichen Akteure im Einsatz für die Flüchtlinge und für eine Kirche, die auf vielfältige Weise Anwältin für Flüchtlinge und das Recht auf Asyl geworden ist.

Nach dem Gebet in der Spitalskirche machten wir einen Trauerzug zum Mahnmal für die auf der Flucht Gestorbenen. An einem belebten kleinen Platz im Stadtteil Wilten stehen zwei Denkmäler, die so gar nicht zusammenpassen wollen. Eines erinnert an die Kaiserschützen – damit auch an das sinnlose Sterben und Massentöten im Ersten Weltkrieg – und das andere kleine, leicht zu übersehende, erinnert an die Opfer auf der Flucht durch das Mittelmeer. Aus Solidarität mit ihnen und mit all den Flüchtlenden legen wir dort unsere Blumen nieder.

Klaus.heidegger, 21.6.2024

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