Die Route über den Glungezergipfel (2670 m), seine Südwesthänge hinunter ins Viggartal zum Geschriebener Stein (2221 m) und die weiten Hänge hinauf zur Kreuzspitze (2746 m), leicht ausgesetzt den Grat hinunter und wieder hinauf zum flachen Gipfel des Rosenjoch (2796 m) und dann über eine kleine Schneewechte drüber und die steilen Hänge hinunter ins Voldertal, wo es schließlich über eine kleine Brücke den Voldertalbach hinüber geht, hinaus den Forstweg an der Voldertalhütte vorbei und schließlich von 1200 m nochmals hinauf nach Halsmarter. Gesamt waren es, am 1. Tag von der Bergstation Tulfein weg, fast 1500 Hm und 19 Kilometer bzw. am 2. Tag von der Gufel weg 2400 Hm und 28 km.
An beiden Tagen waren die südwestlichen Flanken hinunter vom Glungezer ins Viggartal gut befahrbar, eine Mischung von Pulverschnee, Bruchharsch und gefrorenem Harschdeckel. Bei Lawinengefahr wäre das wohl nicht ratsam.
Ich nahm mir Zeit, um unten im Talschluss des Viggartales den 8 Meter hohen Megalithen zu berühren, der – so der heimische Hobby-Kulturprofi Werner Kräutler – der Mittelpunkt eines prähistorischen Kultplatzes gewesen sein soll. Der 60 Tonnen schwere Felsblock steht aufrecht in der Talsole. Es soll der größte Monolith im Alpenraum sein. Von hier aus sieht die Viggarspitze im Nordwesten wie ein perfektes Dreieck aus, was für Kräutler auf die Dreifaltigkeit der 3 Saligen Fräulein hinweisen soll. Er hat in dieser Gegend auch Schalensteine und einen Menhir entdeckt.
Traumhaft sind die Hänge hinauf zum Kreuzjoch. Nur wenige Spuren ziehen sich von dort hinunter. Einsamkeit ist die Tonart in dieser Gegend. Ab dem Rosenjoch bis Halsmarter sind wir dann ohnehin wieder ganz allein. Der Ausblick vom Rosenjoch hinüber zu den vielen Gipfeln der Tuxer und Zillertaler Alpen ist großartig, da der Gipfel, der nicht nur Joch ist, mit 2796 m zugleich der höchste der nordwestlichen Tuxer Alpen ist. Die Nordhänge hinunter ins Voldertal sind sehr steil und wohl nur unter wirklich sicheren Bedingungen – wir fuhren bei Lawinenwarnstufe 1 – befahrbar. An beiden Tagen waren wir die einzigen, die diese Route wählten und so fanden wir noch unverspurte Pulverhänge vor. Der Talschluss vom Voldertal ist mit seinen steilen Flanken wildromantisch. Im Waldgürtel heißt es, auf dem Weg zu bleiben, der zur Gwannalm hinunter führt. Eine kleine Eisenbrücke, die man nicht verfehlen sollte, führt zum Weg, der durch das Voldertal hinausführt und sich gerade noch befahren lässt.
Das Schönste an diesen beiden Tagen war aber wohl wieder: Berggemeinschaft und Freundschaft und achtsames Sich-Wahrnehmen zu erfahren. Dankbar bin ich den beiden Menschen, die mir fachkundig diese Runde zeigten, weil sie nicht so leicht zu finden ist und wirklich auch nur bei besten Bedingungen gewählt werden sollte.
klaus.heidegger, 5. und 7. 3. 2023