aus Tönen werden Melodien,
die wie endlos sind
und doch einen Anfang und ein Ende haben
ein Musiker
ganz verloren in seine Rhtythmen
ganz verbunden mit dem Publikum
lässt den Tönen freien Lauf
und doch laufen sie nicht davon
improvisiert und hält sich doch an Vorgegebenes
Töne, die verbinden
Musiker und Publikum
eine Musik, die verbindet
über Kontinente hinweg
die nicht einengt
die befreiend gespielt und erlebt wird
die einlädt
selbst eigene Seele frei zu lassen
die Finger des Jazzpianisten
springen, gleiten über die Tasten
manchmal wie ein Steinbock im felsigen Gelände
der Konzertflügel wird zum Gebirge
manchmal wie ein Wildbach
der Konzertflügel wird zur Schlucht
manchmal wie ein sanfter Windhauch
der Konzertflügel wird zur weichen Hügellandschaft
bescheiden und fast zerbrechlich wirkt der Pianist
doch so groß und stark ist seine Musik
keine Allüren haften an ihm
seine Größe spricht aus seinem Spiel
er mag die Bäume
auch den großen vor dem Panoramafenster
ins blaue Licht getaucht
ich vergesse die Schwere der Welt
lasse los das Bedrückende
fühle mich gehalten und doch frei
im befreienden Spiel von Tönen und Rhythmen
klaus.heidegger
Beim Jazzpiano-Konzert von Fred Hersch im
Haus der Musik, 23.5.2024