kein allmächtiger Gott,
der Gewehrkugeln aufhalten oder umlenken könnte;
eine göttliche Kraft vielmehr ist Gott*,
die Versöhnung sich nennt;
kein Kriegsgott,
der zum Ballen kampfbereiter Fäuste aufforderte;
eine göttliche Kraft vielmehr ist Gott*,
die Frieden sich nennt;
kein Führergott,
der seine Stellvertreter mit gewaltsam-messianischen Ansprüchen schickte;
eine göttliche Kraft vielmehr ist Gott*,
die Feindesliebe sich nennt;
kein Herrschergott,
der Könige und Gewaltherrscher salbt,
eine göttliche Kraft vielmehr ist Gott*,
die Menschen von unten befähigt, Welt gemeinsam zu gestalten;
kein Vertröstergott,
der irdisches Tun mit jenseitiger Wirklichkeit vergelte;
eine göttliche Kraft vielmehr ist Gott*,
die Trost im Jetzt sich nennt.
klaus.heidegger, 16.7.2024
Donald Trump und seine evangelikalen Anhängerinnen und Anhänger sehen sich nun mit ihrem religiösen Fundamentalismus bestätigt. Für sie ist klar, dass Gott im Spiel ist, weil eine Kugel ihn nur knapp verfehlt hat. Gott sei praktisch jene außerirdische Macht, die selbst den Lauf einer Kugel bestimmen könne. Gott habe Trump auserwählt als sein Werkzeug.
Auf vielfache Weise steht dieser religiöse Fundamentalismus auf theologisch völlig falschen Prämissen und entbehrt jeder Logik.
Wenn Gott schon so ein überirdisches Wesen wäre, ein allmächtiger Himmelvater, dann muss gefragt werden – ganz im Sinne der traditionellen Theodizee-Frage: Warum lässt Gott es dann überhaupt zu, dass ein Attentäter auf ein Dach klettert, um den Ex-Präsidenten zu erschießen? Gott hätte es, so die Vertreter der ideologischen Allmachtsphantasie, doch verhindern können. Wenn Gott so allmächtig wäre, warum lässt er es dann zu, dass beim Schuss des Attentäters ein Mensch getötet wird? Der Gott der Evangelikalen entbehrt jeder Logik und ist reine und gefährliche Ideologie. Es jedenfalls nicht ein Gott, wie er in den Religionen gesehen und beschrieben wird.
Donald Trump und seine Anhänger benützen nun das Framing von der göttlichen Errettung ihres politischen Messias, um damit Stimmung für sich selbst zu machen. Gott wird zum republikanischen Wahlhelfer stilisiert. Allerdings steht die Politik der Republikaner und ihres Präsidentschaftskandidaten in diametralem Gegensatz zu den biblischen Werten. Die biblischen Schriften sind durchzogen vom ethischen Imperativ, vor allem auf Seiten der Armen und Schwachen zu stehen. Donald Trump und die Republikaner möchten mit ihrem Slogan „Make the USA great again“ eine Mauer zwischen den Armutsmigrantinnen und Arbeitsmigranten aus dem Süden und den USA ausbauen. Ein republikanischer Wahlspruch „God, Guns and Trumps“ ist die Antithese zu dem, was die großen Religionen vorgeben. Wenn Trump & Co den Namen Gottes in den Mund nehmen, so ist es Blasphemie, ist es der missbräuchliche Verwendung des göttlichen Namens. „Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren“, lautet das zweite Gebot des Dekalogs, der Richtschnur des jüdisch-christlichen Glaubens.