Das Breithorn (2504 m) im Steinernen Meer: Zarte Blumen in karger Mondlandschaft, Tiefblicke und Ausblicke ins Lebendige inmitten von Felsigem

Maria Alm als Ausgangspunkt

Die südlichen Gipfel der Berchtesgadener Alpen und des Steinernen Meers bilden das besondere Panorama von unserem Übernachtungspatz aus: Eine lange und prächtige Kette von Bergspitzen, von denen viele mit dem Namen „Horn“ enden. Persalihorn im Westen, Mitterhorn, Breithorn, Sommerstein, Schönfeldspitze und das wuchtige Selbhorn weit im Osten. Morgens schon blicke ich sehnsuchtsvoll auf die Silhouette. Die Felswände leuchteten im Morgenrot. Grüne Wiesen vor mir und dahinter die Ortschaft Maria Alm mit der besonders langen und schmalen Spitze der Wallfahrtskirche. Zeit und Wetter und Bergverliebtheit bieten sich an, einen der Gipfel darüber zu besteigen. Maria Alm mit den vielen Hotels und Apartmenthäusern ist der Startpunkt. Wir sind spät dran für eine Sommertour und Temperaturen, die in den Städten an diesem Tag über 30 Grad klettern. Mit unseren Bikes folgen wir der Beschilderung „Riemannhaus“. Das ist nicht zu verfehlen. Es geht immer nur geradeaus und sehr steil bis dorthin, wo Autos parken – auf rund 1100 Meter. Die Kiefern und Sträucher geben in der Sommerhitze einen besonderen Duft ab. Eine Blindschleiche schlängelt sich über die heißen Steine. Bis zur Talstation der Materialseilbahn führt noch ein steiler Karrenweg – zu steil für unsere Mountainbikes. Dann beginnt der gut ausgebaute schwarze Steig hinauf zum Riemannhaus. Um diese Uhrzeit kommen uns einige Menschen entgegen. Knifflige Stellen sind mit Drahtseilen gut versichert. Ab und zu sind betonierte Stufen.

Riemannhaus und Breithorn

Das Riemannhaus (2177 m) liegt spektakulär am Fuße vom Sommerstein, dem markanten Felszacken mit seinen senkrechten Flanken. Von hier zweigen sich mehrere Steige ab. Weiter östlich ginge es zur Schönfeldspitze, in den Süden hinunter zum Königssee. Unser Ziel ist der rotmarkierte Steig auf das Breithorn. Die weite, graue, verkarstete Hochfläche liegt im Norden vor uns und mächtig hebt sich dahinter der Watzmannstock aus dem Berchtesgadener Land hervor. Auf den Tag genau zwei Jahre ist es her, dass wir die Überschreitung des Watzmanns machten. Das Plateau ist ein Gewoge von Dolinen, Geröll und Felsrücken. Die Assoziation eines zu Stein gewordenen Meeres passt. Fast furchteinflößend sind die Tiefblicke hinüber zum Mitterhorn und in die Talebenen von Saalfelden bis zum Zeller See, die Täler hinein nach Lofer und Saalfelden. Der Saalfeldner Höhenweg, der vom Breithorn weiterführt zu den östlichen Gipfeln und zu einem Klettersteig, sieht anspruchsvoll aus. Auf- und Abstieg zum Breithorn sind im Wohlfühlbereich.

Im Lebendigen sein

Das Riemannhaus ist frisch und großzügig renoviert und der Gastronomiebereich ist den ersten Tag in dieser Form geöffnet. Wir haben Zeit zum Verweilen und können die umgebenden Schönheiten wirken lassen – mit Kraft und Dankbarkeit  geht’s wieder weit hinunter, Steig, Weg, sich verändernde Vegetationszonen, lästige Bremsen, Räume und Weiten zum Reden und Genießen.

Es ist wieder ein Bergtag gewesen mit Konzentration auf das Wesentliche, wo stets jeder einzelne Schritt zählt, die in ihrer Summe dann Leben gelingen lassen – mit einem Blick in das Innere und Loslassenkönnen für das, was im Leben wirklich wirklich zählt.

klaus.heidegger

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