Besondere Augenblicke sind mir geschenkt, wenn ich die Welt nicht nur mit meinen eigenen Augen erlebe, sondern auch mit jenen eines kleinen Kindes. Das Erleben von Welten beginnt heute dort, wo bis 2005 noch die Schwazer Tabakfabrik stand. Meine Schwester schrieb darüber ein ganzes Buch. Die Erinnerung an den ursprünglichen Ort wird noch in einem Bild in den heutigen Stadtgalerien wachgehalten. Auf drei Etagen locken und verlocken im Einkaufszentrum 40 Geschäfte und Gastronomiebetriebe zum „Shoppen“ und Genießen. Eine Drehtür schaufelt uns aber lieber hinaus in den alten Teil der Stadt. 500 Jahre sind miteinander durch eine Passage verbunden, in der sich bezeichnenderweise eine Büste von Kaiser Maximilian befindet.
Die mächtige Westfassade der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt zieht immer schon meinen Blick an. Sie ist die größte gotische Kirche Tirols, erbaut in den Jahren, in den denen Schwaz mit 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zur größten Gemeinde Tirols zählte. Der Kupfer- und Silberbergbau hatte die Stadt zu einer reichen Stadt gemacht. Daher konnte die Kirche auch besonders mächtig werden. Mehr als 500 Jahre ist sie alt. Heute gehen wir nicht in das Innere der Kirche mit den vier Schiffen, dem beeindruckenden gotischen Rippengewölbe und barocken reich geschnitzten Kirchenstühlen.
Heute ist es der Stadtpark, der einst ein Friedhof war und immer noch etwas das Flair eines Friedhofs hat. Hier riecht es nicht nach den Chemikalien der Textilien oder den Kaffeedüften aus den Cafes. Es riecht nach Blumen und dem noch nassen Gras. Hier sind wir allein. In der Mitte des Parks wurde die gotische Lichtsäule wieder aufgebaut, nachdem sie vor gut einem Jahr bei Bauarbeiten umgefahren worden war und in viele Teile zerbarst. Die Restauratoren leisteten gute Arbeit. Ein seltenes Kleinod erzählt vom Licht der Ewigkeit. Arkaden umschließen den Park. In einigen Nischen ist heute auch moderne Kunst zu finden. Die Arkadensäulen eignen sich heute, um sich zu verstecken, sich zu suchen und sich auch wieder finden zu lassen.