Die zentrale Ausstellung im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt findet im Sudhaus in Bad Ischl statt. Das Industriegebäude atmet den Geist einer vergangenen Zeit: Als hier noch Sole zu Salz verarbeitet wurde. Die kahl-nackten Räume sind in ihrem Ursprungszustand erhalten, wirken so anders als die imperialen Gebäude der Kaiserstadt vor den Toren vom Sudhaus. Die Räume passen zu den apokalyptisch anmutenden Installationen, mit denen die Klimakrise zum Thema gemacht wird.
Eine Installation zeigt in einem elfminütigen Film ein paar Schuhe, die mit schweren Salzkristallen überzogen sind. Der Künstler nahm Salzkristalle aus dem Toten Meer und stellte die salzüberzogenen Schuhe auf einen gefrorenen See in der Nähe von Danzig. Langsam löst sich das Eis unter den Schuhen, die so im Wasser untergehen. In mir kommen die Bilder von den schmelzenden Gletschern und bröckelnden Bergen und von Küstenflächen, die im steigenden Meerwasser verschwinden. Gebannt sehe ich zu, wie die Salzkristalle sich lösen, wie die Schuhe verschwinden – und möchte nicht zusehen müssen, wie unsere Welt untergeht durch die Lebensweise im fossilen Zeitalter.
Noch augenscheinlicher ist eine andere Videoinstallation. Sie zeigt einen Mann, der auf einer Eisfläche steht und beginnt, um sich herum mit einer Hake das Eis aufzuhauen. Er arbeitet verbissen, angetrieben von einer suizidal zerstörerischen Kraft, die in ihm steckt. Dieser Sommer 2024 mit all den Krisenphänomenen, den steigenden Temperaturen und Hitzerekorden und Tropennächten, den Unwettern von St. Anton bis Hollabrunn, von Prägarten bis Wien, vor allem aber den Waldbränden in Griechenland und den vertrockneten Feldern in Spanien – die Liste ist lang – zeigt: Wir sind dieser Mann – und ich möchte es nicht sein, möchte ihm die Spitzhake aus der Hand nehmen. Das Video in der Ausstellung endet so, dass der Mann untergeht.
Klaus.heidegger, 29.8.2024