Für mich ist die Fahrraddemo von Critical Mass in Innsbruck jeden letzten Freitag in einem Monat zu einem wichtigen Termin geworden, den ich gar nicht mehr in meinen Kalender schreiben muss. Seit nun schon 5 Jahren findet diese Demo am Freitag eines Monatsendes statt. 65 sind es von Beginn an gewesen. Treffpunkt ist immer vor der Annasäule in der Maria-Theresienstraße um 18.00 Uhr. Meist sind es so 100 Leute, die daran teilnehmen. Die Route ist jedes Mal anders. Die Polizei fährt sehr kooperativ mit – inzwischen auch mit Polizeifahrrädern mit Blaulicht. Beliebt sind die Kreisverkehre, weil sich dann der radelnde Demozug mehrmals im Kreis dreht. Ein Diskjockey mit einem Lastrad sorgt für musikalische Begleitung.
Bei diesem Event jedenfalls tut es gut zu spüren: Eine andere Stadt wäre möglich, wo die Straßen in ihrer Breite auch von Radfahrenden benützt werden könnten, die tagein tagaus auch in den zentralen Straßen meist auf viel zu enge Radwege gequetscht werden. Es ist gut zu merken: Du bist nicht allein mit solchen Visionen einer Stadt, in der Radfahrende vom Autoverkehr nicht an die Ränder gedrängt werden. Derzeit sind weltweit Critical-Mass-Gruppen in 450 Städten. Die Organisation versteht sich als selbst-organisiert. Man trifft sich scheinbar unauffällig und unorgansiert. Die Aktionsform baut auf der rechtlichen Grundlage auf, dass Fahrradfahrende ab einer Größe von 15 Teilnehmenden einen Fahrradverband bilden können und so auf öffentlichen Straßen fahren dürfen.
In diesem Sommer der Hitzerekorde und Unwetter, der steigenden Klimatemperaturen und der Ignoranz der Mächtigen und ihrer Untertanen, in dieser Zeit bleiben Aktionsformen wie Critical Mass ein besonders wichtiges Zeichen.
Klaus.heidegger, 31.8.2024