18.9.2024: (Tag 2) Angekommen in Ahrenshoop. Der Orientierungssinn ist durcheinander. Auf der einen Seite ist das Wasser des Bodden: Küstengewässer, das von einer langgezogenen Landzunge von der Ostsee abgegrenzt ist. Auf dem schmalen Landstreifen sind kleine Dörfer wie Ahrenshoop. Einst waren es bescheidene Fischerdörfer, nun scheinen sie gut vom Ostseetourismus zu leben. Häuser dienen als Ferienwohnungen, ein paar kleine Hotels. Die Gegend ist geeignet für einen Tourismus für Menschen plus 60 in der Nachsaison, die auf den steigungslosen Radwegen fast ausnahmslos mit E-Bikes unterwegs sind und nach wenigen Kilometern in irgendeinem Strandcafe landen. Viele wirken grantig und mürrisch. Wir haben uns vorgenommen, eine 80-Kilometer-Runde entlang von Ostsee und Bodden zu unternehmen. Mit unseren Rennrädern kommen wir uns exotisch – nicht dazu passend vor. In ein, zwei kleinen Dörfern mit den hier typischen strohbedeckten Häusern drängen sich dann Erholungssuchende. Hoffentlich verlieren manche von ihnen auch den Grant, der sie umgibt. Straße oder Radwege führen durch den vorpommerschen Nationalpark. Entsprechend wird versucht, die Uferwälder – vor allem den Darßer Wald – zwischen Ostsee und Lagunen in ursprünglichem Zustand erhalten zu lassen. Die Wälder in meinen Bergen daheim allerdings haben wohl mehr mit Urwald zu tun als hier. Südseitig von der Bodden sind Schilfgürtel, Wiesen und Weiden. Irgendwo verlieren wir dort auch den Radweg und geraten auf einem Steig in eine Schafherde, die erschrocken von unserem Auftreten davonstiebt.
Nach der größeren Ortschaft Ribnitz-Damgarten geht es zurück auf die Halbinsel Fischland-Darß. Die Gegend ist geprägt durch die Strandbäder. Vom Damm weg führen immer wieder Wege zum Sandstrand. Die Abendsonne zaubert eindrucksvolle Stimmung über der Weite des Meeres, auf den Sandstrand mit dem für die Küstengebiete Deutschlands typischen Körben und unterstreicht die Buntheit der herbstlichen Vegetation.
Zurück in Ahrenshoop, das an der Grenze zwischen Fischland und Darß, zwischen Mecklenburg und Vorpommern liegt, zwischen Bodden und Ostsee, zwischen Wasser und Wasser, in einer Zeit zwischen Sommer und Winter – ein Zwischenort und eine Zwischenzeit, so wie auch das Leben oft ein Dasein in einem Dazwischen ist, das Momente des Glücks zwischen Verzweiflung und Sehnsucht schenkt, manchmal ein Dazwischen, wo sich Himmel und Erde zur Himmelerde und sich ein Gestern und Morgen zum Augenblick verbinden können.
Ich war erst vor Kurzem im Zuge meiner Ostseeradtour von Hamburg nach Danzig in Darß unterwegs und fand diesen Teil der Reise besonders schön. Wieck, Prerow, Zingst – lauter hübsche Orte und dazwischen beeindruckende Landschaft. Übernachtet habe ich in Barth mit Blick auf den Hafen, dann ging’s weiter ins charmante Stralsund. Viele schöne Augenblicke noch!