„In finsteren Zeiten …“

„Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt! (…)“

Immer wieder, wenn ich Schönes erleben darf wie unberührte Wälder oder die Majestät der Berge, wenn ich darin Glück erfahren darf, dann kommt mir das Gedicht „An die Nachgeborenen“ von Bertold Brecht in den Sinn. Auch in den letzten Tagen wieder lebte ich in den schönen Ostseeidyllen von Nationalpark, Lagunen und Sandstränden in der Ambivalenz von Gefühlen zwischen Dankbarkeit einerseits und den erschreckenden Meldungen aus den Kriegsgebieten dieser Welt. Dann habe ich keine „glatte Stirn“, dann weicht das Lachen und die Ruhe in mir ist vorbei.  „Und doch esse und trinke ich …“ dichtete Bertold Brecht im Wissen über die „finsteren Zeiten“.

Ich blicke in das Farbenspiel der Bäume, zwischen denen Sonnenstrahlen zu tanzen scheinen, und weit weg und doch ganz nah sind die Meldungen über das Kriegsgeschehen in Nahost und in der Ukraine. „In den alten Büchern“, die von Brecht genannt werden, stünde „Böses mit mit Gutem vergelten“, was gelte als weise. Wann wird es endlich sein, dass „der Mensch dem Menschen ein Helfer ist“? Fast 100 Jahre ist das Gedicht nun alt. Was Brecht dichtete, spiegelt die Tränen wider, die da sind in mir, obwohl ich doch erfahren kann, was es an Parardiesischem rund um mich gibt.

Dann bin ich dankbar für die großen Dichter und weise Bücher von gestern und für die verständnisvollen Menschen an meiner Seite, dann möchte ich mit ihnen die Welt zu einem besseren Ort machen und selbst nicht Werkzeug für finstere Zeiten sein.

24.9.2024

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