Drei Pfarrgemeinden im Tiroler Oberland sind schon vor längerer Zeit zu einem Seelsorgeraum geworden. Drei Gemeinden sind es, die von vier Frauen geleitet und begleitet werden. Der aktuelle Pfarrer für diese drei Gemeinden hält sich bewusst zurück, um dem Team von Frauen wirklich und ohne Einschränkungen die Leitung zu überlassen und sie darin auch zu bestärken. Ihre offiziellen Titel sind Seelsorgeraumleiterin, Pfarrkoordinatorin, Pfarrsekretärin und Pfarrkuratorin. Sie managen die Gemeinden, stärken die Pfarrgemeinderäte und Pfarrkirchenräte, bereiten Gottesdienste vor und leiten sie auch, sorgen sich um die Kirchen und Pfarrhäuser, achten auf die Führung der Matrikelbücher, begleiten Mini- oder Firmgruppen, kümmern sich um die Seelen und Herzen der Gläubigen, sind einfach für die tausend mal tausend Dinge zuständig, die es in den Pfarren zu tun gibt. Die Begegnung mit diesen vier Frauen erinnert mich an die Frauen, die in den paulinischen Briefen und den Evangelien genannt werden: An Phoebe, Junia und Priscilla, an Salome, Susanna oder Martha und Maria, die auch selbständig als Bischöfinnen Gemeinden geleitet und getauft haben, als Jüngerinnen das Evangelium verkündeten und sich als Ökonominnen um die Jesusbewegung und später um das Wohl der Gemeinden kümmerten. Niemand, weder Mann noch Frau, wurde im frühen Christentum einer Weihe unterzogen – so war eine Spaltung im Volk Gottes zwischen Geweihten und Ungeweihten, zwischen Klerikern und Laien nicht vorgegeben. Die Strukturen der frühen Kirche waren demokratisch und synodal und nicht hierarchisch, waren egalitär und nicht patriarchal. Bei meinem Besuch in den drei Gemeinden im Oberland und dem Gespräch mit den engagierten Frauen spürte ich den Geist dieser Urkirche, den ich bei den vatikanischen Verrenkungen und Starrheiten nicht wahrnehmen kann. Die vatikanische Expertenkommission könnte eine Exkursion in die Gemeinden im Oberinntal machen, um zu einer Klarheit zu kommen, warum Frauen nicht länger in den Strukturen der Kirche weniger gelten sollten als Männer. In einer der drei Pfarrkirchen wird in der Apsis in einem gotischen Fresko Maria Magdalena dargestellt. Zu ihren Füßen hat die Apostelin ein Salbgefäß, weil sie Jesus den Auferstandenen als Messias, als den königlich Gesalbten verkündet. Sie hat nicht um Erlaubnis gefragt, ob sie salben dürfte. Sie hat es getan. Wann wird es in den drei Gemeinden so weit sein, bis auch Frauen im Dienst der Kirche den Männern gleichgestellt sind und ebenso wie sie nicht nur eine Wortgottesdienstfeier leiten können, sondern auch einer eucharistischen Feier vorstehen, nicht nur Taufgespräche führen, sondern auch selbst taufen können?
Klaus Heidegger