Die Legenden rund um die „Drei Könige“ erzählen eine ganz andere Geschichte als das, was das politische Geschehen in der Republik Österreich am Dreikönigstag bestimmt. Matthäus lässt in seinem Evangelium Magier zum neugeborenen Jesus nach Betlehem reisen. Es sind weise Männer, vielleicht Anhänger Zarathustras aus Persien, womit klar wird: Jesus mit seiner Botschaft der Gewaltfreiheit und grenzenlosen Menschenliebe verkörpert die alte Sehnsucht der Religionen nach einem gelingenden Leben, nach Gerechtigkeit und Frieden für alle Völker. So steckt in der matthäischen Legende viel an religionenverbindender Botschaft. Sie widerspricht diametral der jüngsten Aussage der niederösterreichischen Landeshauptfrau. Mikl-Leitner meinte zu den Koalitionsplänen mit der FPÖ, dass man sich „im Kampf gegen den Islam“ wohl treffen würde. Vielleicht hat Mikl-Leitner im Religionsunterricht überhört, welche Wertschätzung der Islam dem Propheten Jesus von Nazareth entgegenbringt. Vielleicht ist Mikl-Leitner aber einfach ignorant gegenüber der Tatsache, dass die Mitte des Islams der Glaube an die Allbarmherzigkeit des Göttlichen ist. Von dieser Barmherzigkeit sind staatliche Instanzen in Österreich weit entfernt, wenn aktuell gut integrierte Jugendliche mit Asylstatus wieder abgeschoben werden sollen. Die FPÖ – und mit ihr der willfährige rechtspopulistische ÖVP-Flügel – bezeichnen Menschen, die in unserem Land Asyl bekommen haben oder aus islamisch-geprägten Ländern eingewandert sind, als „Kulturfremde“. „Kulturfremd“ waren wohl auch jene, die dem neugeborenen Jesus ihre Aufwartung machten. Die Tradition hierzulande hat Caspar, einen der drei Könige, stets als Afrikaner gesehen. Dankbar war ich heute für den Busfahrer, der den Bus zum Ausgangspunkt meiner Skitour lenkte. Er hätte ganz ohne ein Blackfacing als Caspar singen können.
Die Legendenbildung ging weiter und aus den Magiern wurden Drei Könige. Ihr Königtum stellen sie in den Dienst der messianischen Botschaft. Das Gold des ersten Königs wird nicht narzisstisch benützt, um daraus noch mehr Renditen zu ziehen, sondern soll den Armen dienen. Heute könnten wir wohl von einer Vermögenssteuer sprechen, die nicht mehr im Programm von Blau-Schwarz sein wird. In der Drei-Königs-Erzählung bleibt das königliche Gold nicht in den Palästen. Die Reichen werden nicht länger immer reicher, während die Armut im Land wächst.
Myrrhe war die zweite Gabe. Sie symbolisiert, was unsere Gesellschaft dringend braucht: Ein Gesundheitssystem, das darauf achtet, dass alle Menschen, die krank an Leib oder Seele sind, ausreichend die beste Begleitung und Medizin haben, kein Zweiklassengesundheitssystem, wie es sich wohl in schwarz-blauer Programmatik finden könnte.
Den Weihrauch nun, eine dritte Gabe der Drei Könige, brauchen wir aktuell besonders. In uralten Ritualen wurden in den Rauhnächten mit Weihrauch und anderen Kräutern die bösen Geister vertrieben. So möge heute geräuchert werden: Gegen die bösen Geister, die den Klimawandel leugnen, die gegen die Abschaffung von Dieselprivileg und gegen Kerosinbesteuerung sind. Mit dem kräftigen Duft wohlriechender Kräuter mögen sich die bösen Geister verwandeln, damit keine Volkskanzler-Rhetorik mehr die demokratischen Grundlagen gefährdet. Die Luft in den Städten möge nicht länger nach den Rückständen fossiler Verbrennungen stinken, sondern den Duft von Weihrauch und Myrrhe haben. Das Gold wird verteilt werden, damit nicht auf Kosten der Kleinen die Blau-Schwarzen Sparpakete schnüren.
Klaus Heidegger
Lieber Klaus,
Lieber Klaus, danke für diesen Dreikönigskommentar!
Was du im Bus in Richtung deiner Skitour erlebt hast – offensichtlich einen schwarzen Busfahrer -,
erlebe ich jeden Sonntag bei uns in der Pfarre in Lichtenberg. Wir haben jetzt einen schwarzen Pastoralassistenten. Wir sind sehr froh um ihn, der aus Burundi, einem der ärmsten Länder der Welt, stammt. In unserer Diözese gibt es inzwischen angeblich 31 dunkelhäutige pastorale Mitarbeiter. Die kulturelle Kampfansagen einer Mikl-Leitner passt so gar nicht in diese kultur-offene Botschaft des Evangeliums! Kein Wunder, dass die ÖVP strauchelt! Auch der Nehammer-Putsch passt da gut dazu! Christlich-sozial ist von dieser Seite her nicht mehr gefragt!