An manchen Tagen und in manchen Stunden erlebe ich nach, was Antoine de Saint-Exupéry im „kleinen Prinzen“ beschrieb: Die Erfahrung einer Bruchlandung – manchmal nicht als singuläres Ereignis, sondern als etwas, das sich öfters im Leben wiederholt. Wie der gescheiterte Pilot wache ich auf und finde mich inmitten einer lebensfeindlichen Wüste, wo es bedroht von einer Schlange und von Einsamkeit um ein Überleben geht. Umso dankbarer bin ich dann über Begegnungen, die die Farbe des Weizens in das Leben bringen. Als Bruchgelandeter inmitten der Wüste gelingt es dann, nicht „den großen Leuten“ zu trauen, sondern vom Geheimnis zu wissen, das hinter den gezeichneten „Hüten“ steckt. Dann höre ich nicht auf, vom Mysterium der einzigartigen Rose zu träumen. Eine der Lieblingsbeschäftigungen des Kleinen Prinzen lag darin, Sonnenuntergänge zu beobachten. So radle ich spätnachmittags auf einen Berg, denke an die Farbe des Weizens und der Rosen zugleich und bin etwas näher dem Leuchten von Sternen. Wie es der Kleine Prinz liebte, den Sonnenuntergängen zuzusehen, so auch ich. Rot gefärbt sind die Berge ringsum. Während die Sonne hinter den Wolken und Bergen untertaucht, werden tief unten im Tal die Lichter der Stadt deutlicher. War es der Tropfen einer Regenwolke, die der kühle Bergaufwind nun auf der Wange trocknete, oder doch eine Träne, die ein Sternenstaubkorn auslöste? Im LED-Schein der Stirnlampe fahre ich zurück in meine Wüste und habe die Farbe des Weizens im Herzen.
k.h., 27.8.2022